Promi-Koch Michael Riemenschneider: Frozen money statt frozen yoghurt

Die Vorwürfe gegen den Koch wiegen schwer, sind aber auch bisher noch genau das: Vorwürfe.
Düsseldorf. Das öffentliche Leben von Michael Riemenschneider scheint ein einziges süßes Dessert. Die Presse feiert ihn als „Gaumen-Rebell“ und „Starkoch“, erst vor kurzem hat der 34-jährige sich in der TV-Serie „Mein Lokal, Dein Lokal“ gegen vier andere Köche aus Frankfurt durchgesetzt.
Sein Umzug von London nach Frankfurt und die Eröffnung seines Restaurants „Atelier Wilma“ waren der „Bild“-Zeitung sogar einen Artikel über Riemenschneiders beeindruckenden Fuhrpark wert. Ein Aston Martin, ein Landrover, ein Dodge. „Drei seiner PS-Boliden will er immer zur Auswahl vor der Tür haben“, so dass Boulevard-Blatt.
Doch das ist womöglich nur die eine Seite des Lebens von Michael Riemenschneider. Die andere könnte bitter schmecken. Das jedenfalls legen Gerichtsdokumente aus London nahe, die dem Handelsblatt vorliegen. Auch sie betreffen seine Restaurants und den großen Fuhrpark. Aber sie klingen weniger schmeichelhaft.
Mit einer sogenannten „Freezing injunction“, einer Art Arrest, und mehreren eidesstattlichen Versicherungen hat eine ehemalige enge Vertraute einen großen Teil des Riemenschneider-Vermögens vorerst weltweit einfrieren lassen. Sie klagt auf Schadensersatz. Begründung: Er sei ein Hochstapler, der ihr über zwei Millionen Pfund schulde. Riemenschneider äußert sich zu den erhobenen Vorwürfen nicht.
Klägerin ist ebenfalls eine schillernde Figur
Beim High Court of Justice bestätigt man die Existenz der „Freezing injunction“, die schon einmal verlängert wurde. Danach darf Riemenschneider seit Mitte des Jahres nur noch über 1000 Pfund pro Woche verfügen, seine Anwälte bezahlen und „im ordnungsgemäßen Geschäftsverlauf“ mit den Restaurants umgehen. Ansonsten ist es ihm untersagt, Werte bis zu den in Rede stehenden knapp 2,2 Millionen Pfund anzutasten. „Gegen Sie können Freiheitsentzug, Geldbußen oder Vermögensbeschlagnahmen festgesetzt werden“, heißt es in dem Londoner Dokument.
Betroffen sind unter anderem sein Restaurant in Frankfurt, ein weiteres in Deutschland sowie eins in Kitzbühel, Österreich. Außerdem eingefroren sind neun Autos, darunter zwei Ferrari, eine Uhrensammlung und diverse Konten.
„Bitte haben Sie Verständnis, dass Herr Riemenschneider derzeit keine Auskünfte, Stellungnahmen oder Interviews zu diesem Thema gibt“, heißt es auf Anfrage seitens seines Frankfurter Anwalts. Soweit notwendig, werde Riemenschneider sich „die entsprechenden rechtlichen Schritte zu Behauptungen oder Gerichtsverfahren seine Person oder seine Unternehmungen betreffend veranlassen und umsetzen lassen.“
Das könnte interessant werden. Denn die Klägerin ist ebenfalls eine schillernde Figur. Flora Mascolo (46) ist Französin, lebt in Großbritannien und ist die Witwe des 2009 verstorbenen Multimillionärs Gaetano („Guy“) Mascolo. Der Italiener war unter anderem Gründer und Eigentümer der weltweit bekannten Friseurkette „Toni & Guy“.
Heute kümmert sich seine Witwe um zwei von ihr gegründete Stiftungen und ist an einer Immobiliengesellschaft beteiligt. Außerdem betreibt sie mit einer Freundin das Unternehmen „Elle & D“, das eine Luxuslederkollektion für Damen anbietet. Und sie ist empört. Weil sie sich verschaukelt fühlt.
Glaubt man ihren Angaben, haben sich der Koch und die hochvermögende Frau in einem Londoner Restaurant kennengelernt. Danach habe sie schnell und viel Geld in ihn und seine kulinarischen Unternehmungen gesteckt. Sie verweist auf eine Aufstellung, die alle angeblichen Beträge auflistet. Schon früh sei dabei aber klar gewesen, dass es nicht um Geschenke ging. Als die Beträge größer geworden seien, so Mascolo, will sie ihm einen offiziellen Vertrag vorgeschlagen haben, der vorgesehen habe, dass sie in die Restaurants investiere – um im Gegenzug an Erträgen beteiligt zu werden.

Doch das sei nicht geschehen. Riemenschneider habe die Unterschrift immer wieder hinausgezögert. Aber auch so sei ihm klar gewesen, dass es um Darlehn ging, meint Mascolo und zitiert sogar aus einer angeblichen WhatsApp-Kommunikation mit Riemenscheider, bei der das Wort „Privatdarlehen“ gefallen sein soll.
Der Weg über eine Freezing injunction ist allerdings nicht risikolos. Stellen sich die Vorwürfe gegen Riemenschneider am Ende als unzutreffend heraus, muss Mascolo ihn womöglich selbst entschädigen. Aber sie will offenbar nicht mehr das sein, was Riemenschneider heute über sein Frankfurter Restaurant sagt: „Meine Leidenschaft und eine Wertanlage.“









