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ÜbernachtungstrendSamurai-Welten und Freibier – Japans Kapselhotels locken mit kuriosen neuen Konzepten

Kein Platz in der City? Japanische Kapselhotels bieten auch in gedrängter Lage günstige Unterkünfte. Um Kunden anzulocken, werden die Ideen immer schräger.Michael Raschke 23.09.2018 - 16:50 Uhr Artikel anhören

Das Haus in Tokio wirbt mit luxuriös eingerichteten Kapseln um Gäste.

Foto: Imago

Düsseldorf. Tschechen, Österreicher und Deutsche liegen im weltweiten Bierkonsum vorn. Sie zuvorderst könnte es daher künftig stärker nach Tokio ziehen: Das Millennials Shibuya bietet seinen Gästen abends eine Stunde lang Freibier an – bei Preisen von bis zu sechs Euro das Glas in Japans Hauptstadt eine günstige Gelegenheit, dem Ruf gerecht zu werden.

Dafür spart das neue Kapselhotel kräftig an den Zimmern: Die sind mit gerade mal 1,20 Meter genauso breit wie ihre Betten, in denen die Touristen dann ihren Rausch ausschlafen können.

Zumindest aber können sie sich damit rühmen, in einem Luxushotel genächtigt zu haben – nimmt man als Maßstab, was Kapselhotels sonst so bieten. Denn diese ganz überwiegend in Japan verbreitete Hotelform hatte ursprünglich nur einen Zweck: das Bedürfnis nach einer preiswerten Unterkunft in Städten mit großem Platzmangel zu befriedigen.

Im Millennials Shibuya also soll Freibier den kapselüblichen Mangel an Platz, Fenstern und Intimsphäre wettmachen. Und Kaffee, den es rund um die Uhr umsonst gibt. Auch ein Frühstück – normalerweise ein Fremdwort in Kapselhotels – ist im Preis inbegriffen. 20 Prozent der Hotelfläche sind für Gemeinschaftseinrichtungen reserviert, inklusive Co-Working-Spaces und Küche.

Mit dem erweiterten Komfort sollen vor allem ausländische Gäste animiert werden, diese schräge Schlaferfahrung zu machen. Doch das schick gestylte Innenleben von Schlafkapseln und Gemeinschaftsbereich hat seinen Preis: Mit mindestens 55 Euro pro Nacht und Liegefläche ist das Millennials Shibuya fast dreimal so teuer wie die billigste Allerwelts-Röhre.

Das erste Kapselhotel eröffnete 1979 in Osaka. Vor allem männliche Büroangestellte, die nach langen Überstunden oder einem Zug um die Häuser den letzten Zug nach Hause in die Vorstadt verpasst haben, buchen diese Art von Etablissement. Wen wundert‘s, dass die meisten japanischen Hotels dieser Art in der Nähe von Bahnhöfen und Rotlichtvierteln entstanden sind.

Kostengünstiger Minimalismus

Sie erfüllen also im Wesentlichen den Zweck, dem müden Haupt ein paar Stunden Ruhe zu gönnen. Kostengünstiger Minimalismus ist das Konzept. Er lässt den fensterlosen Raum kaum länger als zwei sowie kaum breiter und höher als einen Meter werden, was ihn eher an einen Kernspintomographen als an ein Hotelzimmer erinnern lässt.

Da passt neben dem installierten Fernseher und dem eigenen Körper allenfalls noch die Kleidung des Gastes und seine Aktentasche hinein. Größere Gepäckstücke wandern in ein Schließfach.

Beim Check-in gibt es einen Kopfhörer, eine Zahnbürste und ein Handtuch. Gewaschen wird sich in Gemeinschaftsräumen, auch die Toiletten werden geteilt. Wer keinen Kopfhörer bekommt, sollte tunlichst Ohrstöpsel im Gepäck haben. Denn üblicherweise trennt nur ein Rollo die Kapsel vom Flur. Daher sind Gespräche und Musik auf dem Gang zwar nicht erlaubt – der Schnarcher in der Kapsel nebenan hält sich aber im Zweifel keineswegs ans Gebot zur Stille.

Ursprünglich waren in diesen Hotels nur Männer erlaubt, mittlerweile gibt es eigene Bereiche auch für Frauen und sogar Hotels, in denen ausschließlich weibliche Gäste gewünscht sind. Ohnehin scheint sich diese spartanische Übernachtungsart nun den touristischen Erfordernissen der Neuzeit zu öffnen. Das Millennials Shibuya ist Teil einer neuen Generation von Kapselhotels, die eher an Designhotels als an Jugendherbergen erinnern.

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So ähnelt das 9 Hours von Kyoto im Inneren mit seinem futuristischen Ambiente einem Raumschiff, im Bed and Book Tokyo schläft der Gast zwischen Bücherregalen und kann nebenbei stundenlang schmökern.

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Das Khaosan Tokyo Samurai Capsule im Tokioter Stadtteil Asakusa wiederum widmet sich ganz der Welt der Samurai. Und das Business Inn New City in Yokohama hat einen eigenen Stock für die Fans der Anime- und Manga-Welt.

In manchen Hotels sind auch die Kapseln gewachsen. Denn verstärkt gerät auch der europäische Tourist ins Visier der Anbieter. Der zusätzliche Raum ist angeraten, um ihnen den Aufenthalt möglichst kommod zu gestalten: Im Durchschnitt sind die männlichen westeuropäischen Besucher fast zehn Zentimeter größer als ihre japanischen Zeitgenossen.

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