Buchkritik: „Apokalypse Now!“ mit dem Gesundheitsminister

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: Sein Buch war ursprünglich für November 2021 geplant, nun erscheint es am 28. Februar.
München. Talkshows, Interviews, Twitter, Pressekonferenzen: Seit Monaten kann niemand in Deutschland Karl Lauterbach entgehen. Nachdem der SPD-Politiker auch noch Bundesgesundheitsminister geworden ist, scheint er sein Leben nach einem altkommunistischen Satiremotto zu führen: „Schlaf schneller, Genosse!“ Lauterbach everywhere.
Nun reiht sich in das Medienvollsortiment des Vielbeschäftigten, Vielredenden ein Sachbuch ein: „Bevor es zu spät ist“. Corona, Lauterbachs Dauerthema, kommt nur in Spurenelementen vor – er wildert vielmehr im Revier des grünen Ministerkollegen Robert Habeck, ohne freilich nur im Ansatz dessen sprachliche Eleganz zu erreichen. Der Gesundheitsminister nimmt sich der Klimakatastrophe in jener alarmistischen Tonlage an, die den ausgebildeten Arzt und Epidemiologen letztlich in die Regierung gebracht hat. Am Ende weiß man bei Lauterbachs Lobbyismus für mehr Wissenschaft nicht, ob man nur Angst haben sollte oder sich noch Hoffnung gönnen kann.
Der Autor kokettiert förmlich mit seinem Image als „Kassandra“ und „Bad Guy“. Das garantiert Aufmerksamkeit. Schon zu Beginn der Abhandlung haut er zum Klimawandel und zum 1,5-Grad-Ziel seine Zweifel heraus: „Ich bin mehr als skeptisch, ob wir die anstehenden Herausforderungen überhaupt noch in der uns zur Verfügung stehenden Zeit bewältigen können.“ Wenn es um die nötige Reduktion der CO2-Emissionen um 45 Prozent bis 2030 gehe, fehle ihm die Fantasie, „wie die politischen Mehrheiten für die entsprechenden Maßnahmen organisiert werden sollen“. Aus dieser Sicht wird es dann schwer, jene berüchtigten „Kipppunkte“ zu vermeiden, ab denen sich das Klima irreversibel ändert. Diese Grundthesen variiert Lauterbach über gut 280 Seiten Apokalypse ein paar Mal. Zum Frösteln.





