Literatur auf dem Index: Diese Bücher wurden schon einmal verboten

Verschwindet Tom Sadowskis Buch „App Store Confidential“ bald aus den Verkaufsstellen?
Düsseldorf. Am Dienstag ist im Hamburger Murmann Verlag „App Store Confidential“ erschienen. Autor ist der ehemalige App-Store-Deutschland-Chef Tom Sadowski. Der US-Konzern geht gegen seinen ehemaligen Manager und den Verlag per Abmahnung vor. Der Vorwurf: Sadowski soll in seinem Buch Geschäftsgeheimnisse von Apple publik gemacht haben. Autor und Verlag haben angekündigt, sich juristisch zu wehren, sollte das Ganze vor Gericht landen.
Zuletzt ist ein Buch in Deutschland 2007 verboten worden. Damals hatte eine deutsch-türkische Schauspielerin gegen den Schriftsteller Maxim Biller geklagt, weil diese ihre Persönlichkeitsrechte durch die Veröffentlichung von Billers Roman „Esra“ verletzt sah. Die beiden waren früher ein Paar.
Der Fall landete vorm Bundesverfassungsgericht, Biller musste sein Buch vom Markt nehmen. Kritiker werteten die Entscheidung des höchsten deutschen Gerichts damals als Schwächung der Kunstfreiheit und fürchteten negative Auswirkungen auf zukünftige, ähnlich gelagerte Fälle.
Doch nicht nur in Deutschland haben Bücher in der Vergangenheit Debatten ausgelöst und sind auf dem Index gelandet. Hier ist eine Übersicht mit besonders bekannten Fällen.
Diese Bücher wurden verboten und standen auf dem Index
„Die Satanischen Verse“ von Salman Rushdie
Es war der Skandalroman der späten Achtziger. In seinem Buch entfernte sich Rushdie nicht nur von der islamischen Tradition. Indem er den Propheten Mohammed als Teufel bezeichnete, brachte er auch viele muslimische Völker gegen sich auf. Irans geistlicher Führer Ajatollah Chomeini verhängte 1989 gar ein Todesurteil gegen Rushdie. Der britisch-indische Schriftsteller tauchte jahrelang unter und musste von Personenschützern bewacht werden. Hier lesen Sie ein Porträt Rushdies anlässlich seines neuesten Buchs „Quichotte“.
„Esra” von Maxim Biller
Einer der wenigen Fälle, in denen ein Buch in Deutschland vom Markt genommen wurde ist Maxim Billers „Esra“. In seinem Roman schildert der Schriftsteller eine qualvolle Liebesbeziehung zwischen dem Ich-Erzähler Adam und der Hauptfigur, deren Sexualleben ebenfalls in sehr intimen Einzelheiten dargestellt wird.
Billers Ex-Freundin verlangte daraufhin 50.000 Euro Schmerzensgeld von Autor und Verlag, da sie sich in dem Werk wiedererkannte und ihr Persönlichkeitsrecht verletzt sah. 2007 wurde der Roman verboten. In einer Revisionsverhandlung wurde die Klage aufgrund der Kunstfreiheit jedoch abgewiesen, allerdings herrscht das Veröffentlichungsverbot weiterhin.
„Oxford Dictionary of English“
Ja, Sie haben richtig gelesen: 2010 verschwand das umfangreichste Wörterbuch der englischen Sprache aus vielen Klassenräumen im US-Staat Kalifornien. Einige Eltern beschwerten sich über beinhaltete grafische Definitionen von Sexualpraktiken.
„Harry Potter“ von J. K. Rowling
Die Geschichte des berühmtesten Zauberlehrling der Welt stieß nicht nur auf Begeisterung unter den Lesern. Besonders religiöse Gruppen tolerierten die Abbildung von Zauberei nicht, weshalb die Fantasy-Reihe in Schulen der Vereinigten Arabischen Emirate verboten ist.
„Der Zauberer von Oz“ von L. Frank Baum
Weil es Frauen in Führungsrollen darstellte, wurde es 1928 aus öffentlichen Bibliotheken in Chicago verbannt, von 1957 bis 1972 auch in Detroit. Noch heute wird von einzelnen Gruppen behauptet, das Buch begünstige Hexerei.
„Lolita“ von Vladimir Nabokov
Die Geschichte eines Professors, der einem zwölfjährigen Mädchen verfällt, wurde in Frankreich, wo es auch erschienen war, mehrfach verboten und sorgte auch in anderen Ländern für Aufruhr. Die unter anderen beim Olympia Press-Verlag erschienenen Titel wurden zeitweise ebenfalls verboten. Trotzdem erreichte der Schriftsteller Nabokov durch diesen Roman seinen Durchbruch.
„American Psycho“ von Bret Easton Ellis
Der Autor des Thrillers über einen abscheulichen Frauenmörder wurde zwar durch dieses Werk berühmt, veranlasste allerdings auch einen riesigen Skandal. Frauenorganisationen gingen auf die Straße, der Thriller war schließlich sechs Jahre lang verboten und galt kurzzeitig als jugendgefährdend.
„Fifty Shades of Grey“ von E.L. James
Die Erotik-Trilogie wurde in Malaysia aufgrund ihres sadistischen Inhalts und wegen angeblicher Gefährdung der Moral verboten.
„Mephisto“ von Klaus Mann
In Manns „Mephisto“ arrangiert sich die Hauptfigur, die unverkennbar Parallelen zum Mephisto-Schauspieler Gustaf Gründgens aufweist, mit Machthabern im Nationalsozialismus. Aufgrund von Gründgens Persönlichkeitsrechten wurde das Werk 1966 verboten, erschien jedoch trotz des Verbots kurze Zeit später wieder.
Diese Bücher waren bereits auf dem Index – Tabelle
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