Rezension: Zwischen Nachtzügen und Postkutschen-Rennen: Das wilde Leben des Mr. Orient-Express

Solch ein Orient-Express war 1883 Nagelmackers Meisterstück. Bis heute steht der Name des Zuges für elegantes Reisen auf Schienen.
Seit einigen Jahren versprechen uns Eisenbahngesellschaften wie die Österreichische Bundesbahn mit ihren „Nightjets“ eine Renaissance des Schlafwagens: Sich in einem rollenden Hotelzimmer durch die Nacht wiegen lassen, am nächsten Morgen ausgeruht am Ziel ankommen und dabei auch noch klimafreundlich reisen – dieses Versprechen klingt verlockender denn je.
Doch die modernen Nachtzüge stoßen auf ganz ähnliche Probleme wie jene, mit denen ein inzwischen fast vergessener Eisenbahnpionier bereits vor 150 Jahren zu kämpfen hatte: Unterschiedliche technische Standards und bürokratische Regeln je nach Land machen Zugreisen über Grenzen hinweg kompliziert. Und wenn die Wagen echte Privatsphäre bieten sollen, passen vergleichsweise wenige Passagiere hinein, was einen profitablen Betrieb erschwert.
Dem Belgier Georges Nagelmackers gelang es als Erstem, diese Hürden zu überwinden und Europa in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg mit einem Netz aus Luxuszügen zu überziehen. Die Eliten der Belle Epoque konnten mit Nagelmackers „Compagnie Internationale des Wagon Lits et des Grands Express Européens“ (CIWL) von Sibirien bis Lissabon reisen und von St. Petersburg bis ins ägyptische Luxor.





