Tom Hillenbrand: „Viele Leute wissen selber nicht, was sie gerne lesen wollen“
Düsseldorf. Herr Hillenbrand, Sie haben Romane über Olivenölbetrug geschrieben, über Honigpanschereien, über den Kaffeehandel im Mittelalter und Kryptowährungen, jetzt ist einer über Lieferdienste erschienen. Viele Deutsche finden Wirtschaft eher spröde. Wieso versuchen Sie dennoch immer wieder, daraus Romanstoff zu generieren?
Wie die Macht des Marktes überall drinsteckt und Menschen und Gesellschaften formt – das ist doch super faszinierend. Nehmen Sie mal das Beispiel Olivenöl: Wenn alle Olivenöl wollen, dann können Sie die Uhr danach stellen, dass es an diesem Markt zu Übertreibungen kommt und früher oder später Kriminelles passiert. Und so ist es in allen Bereichen, die kommerziell irgendwann gehypt werden. Aber wie ist eigentlich der Mechanismus, dass es dazu kommt? Solche Fragen lassen mich einfach nicht los. Insofern beinhalten meine Romane fast immer einen ökonomischen Kern.
Was braucht es an Zutaten, damit auch die breite Leserschaft Ihre Begeisterung für das Ökonomische teilt?
Es muss um Produkte oder Dienstleistungen gehen, mit denen die Leute alltägliche Erfahrungen haben. Dann interessiert auch, was dahintersteckt. Andersherum: Wenn die Menschen ein wirtschaftliches Thema nicht aus ihrem Alltag kennen, ist es ihnen kaum zu vermitteln. Nehmen Sie den Cum-Ex-Skandal. Eigentlich super Stoff für einen Thriller. Aber wen außer ein paar Zeloten aus dem Internet interessiert das?