Test von Baby-Tees: Jeder dritte Tee enthielt Giftstoffe

Jeder dritte Baby-Tee enthielt Giftstoffe. Es waren ausschließlich Bio-Produkte betroffen.
Mainz. In jedem dritten Kräutertee für Babys waren bei einem Test krebserregende Pflanzenstoffe enthalten. Die Laboruntersuchung wurde vom ZDF-Verbrauchermagazin „WISO“ in Auftrag gegeben und in der Sendung am Montagabend vorgestellt. In 5 der 17 getesteten Kräuter-Babytees wurden demnach sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA) nachgewiesen. Laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR) können diese pflanzlichen Gifte den Organismus schädigen und sind möglicherweise krebserregend. Die Tees stammten von Discountern, Apotheken und Drogerien.
In den vergangenen Jahren sind pflanzliche Giftstoffe immer wieder in Tees und anderen Naturprodukten wie Honig und Pollenpräparaten gefunden worden. „Die Meldungen häufen sich, weil die Nachweismethoden besser werden“, erklärte Thomas Efferth, Professor am Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie an der Universität Mainz.

Das Magazin Öko-Test hat 34 Lebensmittel auf ihren Zuckergehalt untersucht und sich die Tricks der Hersteller angeschaut. Gerne wird Süßes in Herzhaftem verstecken. Das Problem: Weniger ist nichts, daher rechnen Hersteller mit Miniportionen die Zuckergehalte gerne klein.

Als Orientierung und Vergleichsmaßstab rechneten die Tester den Gehalt des süßen Giftes in enthaltene Stück Würfelzucker à drei Gramm um. Die Gehalte an Glukose, Fruktose, Saccharose, Maltose, Laktose und Galaktose wurden analysiert und mit dem deklarierten Gesamtzuckergehalt verglichen.

Nummer zehn der Liste ist die Premium Barbecue Sauce von Boydo. Sie enthält satte 23 Stück Würfelzucker – zusätzlich wird auch noch mit Karamellsirup gesüßt. Allerdings steht auf dem Etikett nicht einfach „Zucker“, denn das ist das Produkt „ist Bio also steckt Rohrzucker drin“ kommentiert „Öko-Test“. Das ist zwar herzlich egal, Rohrzucker ist in keiner Weise gesünder als herkömmlicher Kristallzucker, aber es klingt besser. Dafür stammt herkömmlicher Kristallzucker aus heimischen Zuckerrüben, Rohrzucker aus in den Tropen angebautem Zuckerrohr. Bio eben.

Ganze 60 Prozent Cranberries enthalten Seeberger Cranberries. Die hundert Prozent voll machen Zucker und Öl. „Das ist frech“, meint Ökotest, denn das Produkt heißt sicherlich sehr absichtlich nicht „gesüßte Cranberries“ oder „gesalzene Cranberries“ „wie vergleichbare Produkte direkt daneben im Regal.“ Zusammen mit dem natürlichen Zucker der Beeren, kommt das Produkt so auf stolze 57,3 Prozent Zucker – beziehungsweise 24 Stück Würfelzucker.

Von der Deklarierung „weniger Zucker“ sollten sich Verbraucher nicht täuschen lassen. „„Weniger Zucker“ heißt nicht „wenig““, bemerkt Öko-Test zu Kölln Cerealien Zauberfleks Honig, 30 % weniger Zucker. In der Tat: 29 Stück Würfelzucker stecken in den „Cerealien“.

„Ohne Zuckerzusatz“ – und dennoch voller Zucker, zu 45,5 Prozent nämlich, das sind 30 Stück Würfelzucker. Laut Ökotest steht „hinten, klein“ auf der Verpackung auch noch, woher der Zucker kommt: Das Produkt "Rewe beste Wahl Typ Capuccino ohne Zuckerzusatz" enthalte ihn „von Natur aus“. „Natur“, das heißt in diesem Fall Süßmolken- und Magermilchpulver. „Dreist“ nennt Öko-Test das und zieht das Fazit: „Die Werbung mit „ohne Zuckerzusatz“ ist nichts anderes als Irreführung des Verbrauchers.

Der Kühne Balsamissimo Cremig Mild ist ein gutes Beispiel für Zucker durch süßende Zutaten – in diesem Fall Traubenmostkonzentrat, im Gegensatz zu den ursprünglichen Trauben garantiert Vitamin und Calciumfrei. Das Ergebnis sind 33 Stück Würfelzucker im Essig.

Vier verschiedene süßende Zutaten verwendet die Firma „Brandt“ für ihr „Genuss Zwieback Anis“. Beworben wird das Produkt jedoch mit dem Spruch „knusprig leicht mit würzigem Anis“. Woher angesichts 37 Stück Würfelzucker die Würze herkommen soll, bleibt ein Geheimnis.

Kellogg's Frosties richtet sich vorwiegend an Kinder, das zeigt bereits die Verpackung. Doch das Produkt ist alles andere als geeignet für heranwachsende Kinder. Satte 48 Stück Würfelzucker stecken in Kellogg's Frosties. Doch es wird noch dreister. Bei der Nährwertberechnung wird eine kleine Portion von 30 Gramm – weil es ja ein Produkt für Kinder ist – verwendet. Doch die Berechnung wird in Relation zu einem erwachsenen Menschen gestellt. Für „ÖKO-Test“ ist das nichts anderes als eine Täuschung.

Wenn man den Eiskaffee von Nescafé (nicht im Foto abgebildet) trinkt, dürfte man eigentlich den ganzen Tag lang keinen Zucker mehr zu sich nehmen. Mit einer Tasse Kaffee (200 Milliliter) strömen rund 22 Gramm Zucker in den Körper – vorausgesetzt man süßt den Kaffee nicht noch zusätzlich. Die strenge WHO-Empfehlung liegt bei 25 Gramm Zucker am Tag. Insgesamt stecken in einer 275-Gramm-Packung Eiskaffee 80 Stück Würfelzucker. Damit besteht das Produkt zu 90 Prozent aus Zucker.

Beim „würzig pikanten“ Curryketchup der Edeka-Eigenmarke „Gut & Günstig“ fehlt in der Beschreibung noch der Hinweis für den unfassbar hohen Zuckergehalt. Sage und schreibe 110 Stück Würfelzucker stecken in diesem Ketchup.

Eigentlich könnte man statt des "Krüger Wildfrucht Teegetränk, Granulat, 50 % kalorienreduziert" auch einfach einen großen Löffel Zucker in sich schaufeln – es liefe auf das gleiche hinaus. Denn in dem Tee-Pulver stecken satte 115 Stück Zucker (!). Doch das ist noch nicht alles. Krüger bezeichnet den Tee als „kalorienreduziert“. Und es geht weiter. Auf der Verpackung wird mit frischen Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren und Brombeeren beworben. In dem Zuckerpulver ist davon allerdings nicht das Geringste zu finden.

„ÖKO-Test“ hat auch kuriose Zuckerfunde gemacht. Oder wussten Sie, dass in Pfeffer Zucker enthalten ist? Nein? Die Experten von „ÖKO-Test“ haben das auch nicht gewusst. Doch die Firma Block House hat sie eines besseren belehrt. In ihrem Würzmittel "Block House Steak Pfeffer Spezial" finden sich 2 Stück Zucker. Damit beinhaltet das Würzmittel 8,7 Prozent Zucker.

Naturjoghurt mit Cerealien, na das kann ja nur gesund sein. Für den "Danone Activia Cerealien, Joghurt 3,5 % Fett" trifft das allerdings überhaupt nicht zu. Denn der Joghurt besteht mit 20 Würfeln hauptsächlich aus Zucker. Die beworbenen Cerealien kommen insgesamt auf gerade einmal 1,3 Prozent. Wenigstens macht Danone im Kleingedruckten keinen Hehl daraus. Dort steht: „Kann Spuren von Weizen, Hafer und Gerste enthalten“.

Die Sahnetorte für unterwegs – das wäre eine passende Beschreibung für die Milch-Schnitte. In ihr stecken nicht nur mit drei Würfeln fast 30 Prozent Zucker, sondern auch satte 27,9 Prozent Fett.
Die Pyrrolizidinalkaloide seien meist nicht in den Teekräutern selbst enthalten, sondern im Unkraut auf den Feldern. „Wenn das versehentlich mitgeerntet wird, landen Spuren der Giftstoffe auch in Lebensmitteln“, sagte er. In den meisten Fällen könnten die Giftstoffe später noch in technologischen Verfahren extrahiert werden.
Bei allen fünf belasteten Tees handelte es sich um Bio-Produkte. Besonders Säuglinge und Kleinkinder reagieren empfindlich auf schädliche Stoffe. Deshalb hätten PAs in Babytees „überhaupt nichts verloren“, sagte ein Kinder-Gastroenterologe dem „WISO“-Magazin.
Im Allgemeinen seien die Giftstoffe jedoch nur in hoher und langer Dosierung für Menschen gefährlich, sagte Efferth. „Wenn Sie ab und an mal eine Tasse trinken, ist die Gefahr gering einzuschätzen.“ Verlässliche festgelegte Grenzwerte gebe es nicht. Jedes Heilkraut könne Nebenwirkungen besitzen. Deshalb sei es umso wichtiger, die Qualität der Produkte regelmäßig genau zu untersuchen. „Dann sind Heilkräuter wirksame und gute Lebensmittel.“






