Editorial: München wagt, was Deutschland verlernt hat


Es gibt diese Geschichten, die ein Land über sich selbst erzählt. In Deutschland ist es gerade die Geschichte vom schwindenden Ehrgeiz. Von einer Gesellschaft, die älter wird, vorsichtiger, skeptischer gegenüber allem, was nach Aufbruch klingt. Nur noch ein Viertel der Deutschen empfindet Zuversicht in Bezug auf Politik und Gesellschaft, wie aktuelle Befragungen zeigen. Viele Menschen in Deutschland haben sich daran gewöhnt, die Gegenwart als Epilog zu erzählen – als Nachspiel einer großen Vergangenheit.
Doch es gibt auch Versuche, die Vergangenheit positiv weiterzuerzählen oder gar neue Erzählungen zu beginnen. So stimmten die Bürgerinnen und Bürger in München vor wenigen Tagen mit deutlicher Mehrheit für die Bewerbung um die Austragung Olympischer Spiele in ihrer Stadt.
Viele Münchner wissen aus eigener Erfahrung, was ein solches sportliches Großereignis nicht nur für ihre Stadt, sondern für das ganze Land bedeuten kann.
Die Olympischen Spiele von 1972 waren aus vielen Gründen historisch: Erstmals wurde eine Goldmedaille wegen Dopings aberkannt. Die Spiele waren das erste Sport-Medienereignis, das weltweit live im Fernsehen übertragen wurde – und mit einem Akt des Terrors endete.





