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Morning BriefingDie teuflische Macht von Bayer in den USA

Teresa Stiens 15.12.2025 - 05:59 Uhr
Handelsblatt Morning Briefing

Bayer: Die Macht des Chemiekonzerns in den USA / Internet: Glasfaser bremst Ausbauziele

vor 4 Std.
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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

für Bayer ist das Unkrautvernichtungsmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat ein ganz und gar teuflisches Produkt. Einerseits hat sich der Leverkusener Chemiekonzern mit dem Kauf des Entwicklers Monsanto Schadensersatzklagen in Milliardenhöhe ins Haus geholt. Andererseits – das haben Deals mit dem Teufel so an sich – hat sich Bayer mit Glyphosat aber auch eine fast überirdische Macht erkauft.

Wie die aussieht, zeigte sich Anfang Dezember, als niemand Geringeres als die US-Regierung Bayer im Rechtsstreit um Glyphosat den Rücken stärkte und die Klage des Konzerns vor dem obersten US-Gericht unterstützte.

Dabei soll geklärt werden, ob Bundesrecht den Bundesstaaten verbietet, Bayer wegen fehlender Warnhinweise bei Glyphosat‑Produkten zu verklagen. Der Supreme Court könnte bis Anfang Januar über die Annahme entscheiden, ein finales Urteil könnte dann bis Mitte Juni fallen.

Warum unterstützt die US-Regierung die Bemühungen des deutschen Konzerns, die Rechtsstreitigkeiten mit amerikanischen Verbrauchern beizulegen? Mein Kollege Bert Frönthoff kennt sich in der Chemiebranche bestens aus und analysiert, dass es dabei um mehr geht als um die US-amerikanische Landwirtschaft.

Was öffentlich kaum bekannt ist: Bayer ist in den USA einer der größten Minenbetreiber zur Förderung von Phosphat. Aus Phosphat wiederum wird weißer Phosphor gewonnen, der für Medikamente, Flammschutzmittel, Batteriematerialien, aber auch Rüstungsgüter wie Bomben verwendet werden kann. Aus dem Mineral Phosphat wird auch das Pflanzenschutzmittel Glyphosat gewonnen.

In amerikanischen Industriekreisen heißt es:

Die Bayer-Mine wird in den USA als kritisch für das Vorhaben gewertet, in der Rohstoffversorgung unabhängig zu bleiben – besonders gegenüber China
Bayers Phosphatmine in Soda Springs im US-Bundesstaat Idaho: Strategisch wichtiges Mineral. Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Eigentlich wäre diese erhoffte Unabhängigkeit von China für die USA ein Grund, sich mit dem nördlichen Nachbarn gutzustellen. Schließlich sitzt Kanada auf reichlich wertvollen Materialien. Die dünne Besiedelung macht den Abbau wichtiger Rohstoffe leichter als in den meisten anderen westlichen Ländern. Doch die USA haben einen Zollkrieg vom Grenzzaun gebrochen und damit gedroht, den Nachbarn zu annektieren. Kanada sucht sich also derzeit neue Rohstoffpartner, wie mein Kollege Christoph Herwartz analysiert.

Christopher Skeete, Minister in der Region Quebec, kam daher schon mehrfach nach Europa, um für den Kauf kanadischer Bodenschätze zu werben. In der vergangenen Woche unterzeichnete er eine Absichtserklärung mit Großbritannien. Auch mit Frankreich und den Niederlanden gibt es schon Vereinbarungen.

Skeetes Bauchladen ist prall gefüllt: Lithium, seltene Erden, Gallium, Germanium und Titan bieten die Kanadier. Doch die Preise sind hoch. Denn die Löhne sowie der Arbeits- und Umweltschutz sind vergleichbar mit denen in Europa.

Foto: Reuters, dpa Picture Alliance (M)

Deutsche Glasfaser bremst die Ausbauziele

Es gibt Nachrichten, die sind keine Nachrichten mehr: Deutschland hinkt beim Ausbau des schnellen Internets hinterher. Nur etwas über zwölf Prozent der deutschen Breitbandanschlüsse waren 2024 über Glasfaser erreichbar. Das ist deutlich weniger als der OECD-Durchschnitt von 44,6 Prozent. Neu ist allerdings, dass die deutschen Ausbauambitionen deutlich heruntergeschraubt werden müssen.

Der jahrelang wichtigste Herausforderer der Telekom, die Deutsche Glasfaser, hat ihre Ausbauziele nach Handelsblatt-Informationen nahezu halbiert. In zwei Jahren könnte das Unternehmen den weiteren Netzausbau sogar vollständig stoppen.

Grund dafür sind vor allem gestiegene Finanzierungskosten. Die Zahlen sind Ausdruck einer tiefgreifenden Branchenkrise. Denn auch andere Glasfaseranbieter haben Probleme und verringern die Ausbaugeschwindigkeit. Das Ziel der Bundesregierung, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser zu versorgen, dürfte somit wohl nur noch schwerlich zu erreichen sein.

Telekom-Chef Tim Höttges (l.), Deutsche-Glasfaser-Chef Andreas Pfisterer: Konkurrenten im Glasfaserausbau. Foto: Picture alliance/ dpa, dpa, Getty Images [M]

Ukraine und USA verhandeln in Berlin

In Berlin spricht in diesen Tagen eine US-Delegation mit der Ukraine über einen möglichen Waffenstillstand im Krieg mit Russland. Am gestrigen Sonntag kam deshalb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Deutschland, um sich unter anderem mit dem Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner, und dem US-Sondergesandten, Steve Witkoff, zu treffen. Auch europäische und deutsche Unterhändler sollten an den Gesprächen teilnehmen. Russische Vertreter sind nicht dabei.

Unbekannt ist bislang, welche konkreten Vorschläge auf dem Tisch liegen. Selenskyj sagte, die ukrainischen Experten würden derzeit an den Details für die Sicherheitsgarantien arbeiten, die Kiew für einen Frieden mit Russland fordert. Auf einen Nato-Beitritt besteht die Ukraine wohl nicht mehr. Sicherheitsgarantien der USA sowie europäischer und anderer Partner könnten ein Kompromiss sein, sagte Selenskyj.

Wolodymyr Selenskyj: Der ukrainische Präsident will ein „würdiges Abkommen“. Foto: Kirsty Wigglesworth/Pool AP/dpa

Frankreich will Mercosur-Deal so nicht akzeptieren

Der französische Finanzminister Roland Lescure dürfte im Handelsblatt-Interview Ursula von der Leyen das Wochenende verhagelt haben. Eigentlich wollte die EU-Kommissionspräsidentin am kommenden Samstag nach Brasilien fliegen, um dort das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten zu unterzeichnen. Doch Lescure sagte meinem Kollegen Carsten Volkery:

In seiner derzeitigen Form ist der Vertrag nicht akzeptabel.

Und jetzt? Die Mercosur-Staaten und die EU verhandeln seit über 25 Jahren über die Details des Deals – Frankreich gilt schon lange als starker Bremser, vor allem zum Schutz der heimischen Landwirtschaft. Lescure nennt im Interview drei Bedingungen für das Abkommen:

    eine starke und wirksame Schutzklausel für heimische MärkteSpiegelklauseln, bei denen Normen der europäischen Produktion auch für andere gelten sollenImportkontrollen

Solange Frankreich keine Zusicherung in diesen drei Punkten habe, werde sein Land das Abkommen nicht akzeptieren, so Lescure.

Wirtschafts- und Finanzminister Roland Lescure Foto: AFP

Die KI-Kopie auf Spotify

Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick auf einen musikalischen KI-Klon. Die australische Band King Gizzard & the Lizard Wizard hatte die Streamingplattform Spotify im Juli aus Protest verlassen, nur um durch eine künstlich generierte Kopie ersetzt zu werden. Das berichtet der Guardian. Der Name der Fake-Band „King Lizard Wizard“ klingt ähnlich wie das Original, die KI-generierte Musik wohl auch. Der Kommentar der echten Band dazu lautete:

Im Ernst, was soll das – wir sind wirklich verloren.

Wenn Ihnen an dieser Stelle bald eine Person namens Seresa Tiens das Morning Briefing präsentiert, die ähnlich klingt wie das Original, aber nicht ganz so gute Abschlusspointen schreibt, wissen Sie das hoffentlich einzuordnen.

Ich wünsche Ihnen einen originalgetreuen Wochenauftakt.

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Es grüßt Sie herzlich Ihre

Teresa Stiens

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