Kommentar: Die Telekom braucht keine Narrenfreiheit


So unpopulär es manchem erscheint: Ohne die Deutsche Telekom würde der Glasfaserausbau in Deutschland gerade ins Stocken geraten. Während viele Wettbewerber auf die Bremse treten, investiert die Telekom weiter Milliarden von Euro. Würden die Bonner nicht weiter 2,5 Millionen Haushalte pro Jahr anschließen, sähe es mit dem Ausbau düster aus.
Das Netz in Deutschland ist besser als sein Ruf. Und das ist auch ein Verdienst der Telekom. Es war nicht das Glasfasernetz, das Deutschland durch die Coronapandemie getragen hat. Es war das alte Kupfernetz der Telekom. Der viel kritisierte Ausbau von DSL und Vectoring hat sich in der Krise als stabiler Rettungsanker erwiesen. Technologisch war das nicht elegant, aber es war verlässlich.
Vodafone war während der Pandemie das Gegenbeispiel. Der Konzern kaufte das Kabelnetz zusammen, aber investierte zu lange zu wenig in dessen Leistungsfähigkeit. In der Pandemie rächte sich das: überlastete Netze, stockende Videokonferenzen, massiver Imageschaden. Bis heute zahlt Vodafone den Preis für diesen strategischen Fehler.
Wenn Telekom-Chef Timotheus Höttges sagt, dass es besser sei, in den USA statt in Deutschland zu investieren, will er provozieren. Aber er hat recht. Der US-Mobilfunkmarkt ist profitabler, weniger reguliert und für Konzerne deutlich attraktiver als Deutschland.

Dass die Telekom trotzdem in Deutschland investiert, ist kein Selbstläufer. Es ist auch Ergebnis politischen Drucks. Der Bund als Großaktionär zwingt die Telekom, Verantwortung im Heimatmarkt zu übernehmen.
Es ist gut, dass es mit der Telekom einen Konzern gibt, der den Glasfaserausbau stemmen kann. Aber es ist gefährlich, wenn am Ende nur noch ein Konzern dazu in der Lage ist. Es darf nicht sein, dass ein Netzmonopol entsteht. Die Telekom verdient Anerkennung für ihre Investitionen, aber keine Narrenfreiheit.
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