Aktien von Adidas, Puma und Nike Sportaktien vor Olympia: Chancenreich, aber nicht günstig

Die Olympischen Spiele in einer Pandemie stattfinden zu lassen ist nicht nur in Japan umstritten.
München, Düsseldorf
Wenn in den nächsten zwei Wochen die Olympischen Spiele in Japan weltweit von Milliarden Menschen auf den Bildschirmen gesehen werden, ist das für Adidas, Puma und den Weltmarktführer Nike die Gelegenheit, Marke und Image zu präsentieren. Denn die Hersteller stellen immer wieder fest, dass dieses Großereignis viele Menschen motiviert, nach den Fernsehübertragungen selbst mehr Sport zu treiben. Dafür kaufen sie sich dann neue T-Shirts, Sporthosen oder Laufschuhe.
Das Problem: Adidas, Puma und Nike gehören zu den Lieblingen der Investoren. Die Aktien sind im Juli allesamt auf Rekordkurse gestiegen und gemessen an den Konzerngewinnen überbewertet. Auf der anderen Seite steigen die Erträge allerdings rasant. Das macht die Aktien aus der vermeintlich defensiven Konsumbranche chancen-, aber ebenso risikoreich.
Zwar ist Olympia in Tokio wegen der Corona-Pandemie nicht nur in Japan umstritten. Der Top-Sponsor Toyota ging sogar auf Distanz zu dem Event. Doch wenn die deutschen Athleten am Freitag bei der Eröffnungsfeier einlaufen, werden sie Kleidung von Adidas tragen. Der zweitgrößte Sportartikelkonzern der Welt ist exklusiver Ausrüster des Teams.
Die Pandemie traf Adidas und die gesamte Branche vor gut einem Jahr hart, als der Großteil der Läden weltweit geschlossen werden musste. Die Aktienkurse brachen ein, doch in der Erholung ging es steil nach oben. Das liegt auch daran, dass die Anbieter ihren Internethandel massiv ausbauten. Zudem nutzen die Anbieter die Gelegenheit, Neuentwicklungen zu präsentieren.
Adidas-Aktie: China und Digitales treiben den Kurs
Olympia biete die Bühne für Produktneuheiten wie den leichten Laufschuh Adizero Adios Pro und verhelfe zu einer „erhöhten Sichtbarkeit der Marke“, heißt es bei Adidas. Konzernchef Kasper Rorsted hatte vorab die Jahresprognose angehoben.
Der Umsatz soll um bis zu knapp 20 Prozent steigen. Zuvor lag die Spanne in einem mittleren bis hohen Zehnprozentbereich. Der erwartete Gewinn liegt unverändert zwischen 1,25 bis 1,45 Milliarden Euro nach 461 Millionen Euro im Vorjahr.
Treiber des Erfolgs ist China. Vor einem Jahr brachen dort die Erträge aufgrund der Pandemie ein. Nun hat sich dort der Umsatz von 559 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro fast verdreifacht.
Kursfantasie ergibt sich aus dem Digitalgeschäft. Die Erlöse der Adidas-Onlineshops sollen in den nächsten vier Jahren auf neun Milliarden Euro nochmals mehr als verdoppelt werden. Auch deswegen dürfte der Gewinn in den nächsten Jahren jeweils um 16 bis 18 Prozent wachsen - kalkuliert der Konzern. Bei der Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen strebt Adidas einen Wert zwischen zwölf und 14 Prozent an.
Wie alle Aktien von Sportartikelherstellern ist auch Adidas teuer. Anleger bezahlen den Titel mit einem Aufschlag von gut 20 Prozent gegenüber seinem eigenen Zehn-Jahres-Durchschnitt. Mit Blick auf die letzten 20 Jahre sind es sogar rund 80 Prozent.
Seit dem 1. Juli und bis Ende des Jahres erwirbt der Konzern eigene Anteilsscheine im Wert von bis zu 550 Millionen Euro. Der Großteil wird eingezogen, also vernichtet. Die Adidas-Aktie erreichte nach dieser Ankündigung ein Rekordhoch.
Das ist folgerichtig: Weniger Aktien verknappen das Angebot, das treibt den Kurs. Obendrein verteilt sich der künftige Gewinn auf weniger Anteilsscheine. Das steigert die Profitabilität je Aktie und gemessen am Eigenkapital, das durch die eingezogenen Aktien sinkt.
Die meisten Analysten bleiben optimistisch. Goldman Sachs hat vor den im August anstehenden Halbjahreszahlen das Kursziel von 340 auf 360 Euro angehoben. Analyst Richard Edwards begründete dies mit der Stärke des Sportartikelmarktes und den angekündigten Aktienrückkäufen. Hier geht es zum aktuellen Kurs der Adidas-Aktie.
Puma-Aktie: Gemessen am Gewinn am teuersten
Der kleinere Wettbewerber konnte im zweiten Quartal seinen Umsatz auf 1,6 Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Für das Gesamtjahr erwartet Vorstandschef Björn Gulden ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent.
Auf diesem Weg helfen Ereignisse wie Olympia. Einen direkten Verkaufseffekt gebe es zwar nicht, heißt es bei Puma. „Dennoch sind sie für ein Sportunternehmen sehr wichtig, da wir uns die Glaubwürdigkeit als Marke aus dem Spitzensport holen und die Erfolge mit unseren Athletinnen und Athleten feiern können.“
Puma stattet in der Leichtathletik die Verbände von Jamaika, Norwegen und der Schweiz aus. Zu den Vorzeige-Athleten der weltweiten Nummer drei gehören Karsten Warholm und Armand „Mondo“ Duplantis, die Weltrekordhalter in 400 Meter Hürden und Stabhochsprung.
Mehr Aufmerksamkeit ist auch nötig, denn mit 104 Euro hat die Aktie jüngst das höchste Niveau in ihrer Börsengeschichte erreicht. Wer die Anteilsscheine heute kauft, bezahlt diese und hochgerechnet den gesamten Konzern mit dem 53-Fachen des für das laufende Jahr erwarteten Nettogewinns.
Das ist teuer. Dabei ist bereits berücksichtigt, dass Analysten ihre Prognosen stetig angehoben haben. Rechneten sie vor drei Monaten noch mit einem Gewinn von gut 1,70 Euro je Aktie, so sind es aktuell knapp 1,90 Euro.
Puma habe ein starkes Jahresviertel hinter sich, urteilte Goldman-Sachs-Analyst Richard Edwards. Nach den vom Konzern angehobenen Jahreszielen hat er sein Kursziel von 114 auf 118 Euro angehoben. Hier geht es zum aktuellen Kurs der Puma-Aktie.
Nike-Aktie: Am preiswertesten unter den teuren Sportaktien
Was die Gewinnschätzungen der Analysten angeht, wächst Nike derzeit am dynamischsten. Rechneten die Experten vor zwölf Monaten im Schnitt damit, dass Nike in den vier Quartalen des Kalenderjahres 2021 gut 3,30 Dollar je Aktie verdienen wird, waren es vor drei Monaten vier Dollar – aktuell sind es knapp über 4,30 Dollar.
Für keinen anderen Titel aus der Branche steigen die Prognosen so kontinuierlich und rasant. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 38 ist die Aktie ebenfalls hoch bewertet, allerdings etwas preiswerter als die ihrer Wettbewerber.
Grund dafür ist, dass die Wachstumspotenziale begrenzter sind als bei den Herausforderern. Das dämpft das längerfristige Kurspotenzial und schlägt sich auf die Bewertung nieder.
Die Schweizer Großbank UBS hob ihr Kursziel nach den Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr, das bei Nike am 31. Mai endete, von 170 auf 185 US-Dollar an. Analyst Jay Sole sprach von einem außerordentlich starken vierten Geschäftsquartal. Dieses spiegele, so die Einschätzung der Investmentbank Jefferies, die große Nachfrage in Nordamerika und Europa wider, urteilte Analyst James Grzinic in seiner Studie.
Das vierte Geschäftsquartal sei ein „perfekter Sturm positiver Aktienkurstreiber“ gewesen, schrieb Michael Binetti von der Schweizer Bank Credit Suisse. Hier geht es zum aktuellen Kurs der Nike-Aktie.
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