Shortseller Verlorene Gamestop-Wette: Britischer Hedgefonds muss schließen

Kleinanleger hatten sich über digitale Handelsplattformen zusammengeschlossen und den Gamestop-Kurs durch koordinierte Käufe nach oben getrieben.
Frankfurt, Düsseldorf Einer der Hedgefonds, die sich mit Gamestop-Wetten die Finger verbrannt hatten, macht laut „Financial Times“ dicht. Der in London ansässige White Square Capital habe seinen Anlegern mitgeteilt, seinen Hauptfonds zu schließen und das eingeflossene Kapital diesen Monat zurückzuzahlen, berichtet die Zeitung. Auf eine Anfrage des Handelsblatt reagierte der Fonds bislang nicht.
White Square Capital soll Anfang des Jahres beim US-Computerspielehändler Gamestop auf fallende Kurse gesetzt haben, die Aktie stieg aber von rund 20 Dollar zeitweise auf mehr als 400 Dollar. Mit dieser misslungenen Wette soll der Hedgefonds Verluste im zweistelligen Prozentbereich gemacht haben.
Zu Hochzeiten soll White Square Capital bis zu 440 Millionen Dollar verwaltet haben. Die Schließung des Fonds soll aber nicht auf die Verluste aus der Gamestop-Wette zurückzuführen sein, stattdessen funktioniere das gesamte Geschäftsmodell nicht mehr. Der Fondsmanager Florian Kronawitter sagte der Zeitung: „Wir haben aus erster Hand erfahren, dass sich der Trend weg von Hedgefonds-Investitionen, hin zu günstigeren Alternativen bewegt.“ Investoren würden sich vermehrt auf passive Indexfonds oder Investments in Private Equity konzentrieren.
White Square Capital ist der erste Hedgefonds, der nach misslungenen Wetten gegen Gamestop oder andere sogenannte Meme-Stocks wie AMC schließt. Er ist aber nicht der erste Fonds, der damit große Verluste einfährt: Laut dem US-Datenanbieter S3 Partners lagen Hedgefonds mit ihren Wetten gegen Gamestop zeitweise insgesamt fast 20 Milliarden Dollar im Minus. Der US-Hedgefonds Melvin Capital musste deshalb im Januar mit 2,75 Milliarden Dollar vor dem Zusammenbruch gerettet werden.
Kleinanleger hatten zuvor den Gamestop-Kurs hochgetrieben und die auf fallende Kurse setzenden Finanzinvestoren in die Bredouille gebracht. Shortseller wetten mit sogenannten Leerverkäufen auf fallende Kurse. Dafür leihen sie sich gegen eine Gebühr Aktien und verkaufen diese sofort, in der Hoffnung, dass der Kurs bis zum Rückgabetermin fällt. Steigen die Kurse aber unterwartet, müssen die Shortseller die Aktien in den steigenden Markt hinein zurückkaufen, um ihre Wetten zu beenden. Dadurch steigen die Kurse, wodurch weitere Shortseller Aktien zurückkaufen, um ihre Verluste zu begrenzen, und damit die Kurse zusätzlich antreiben – ein sogenannter Short-Squeeze.
Diesen Mechanismus machten sich die Reddit-Trader im Frühjahr zunutze. Denn die Wetten auf fallende Kurse waren bei Gamestop, aber auch bei AMC, Blackberry und anderen, damals überdurchschnittlich hoch. Bei Gamestop waren zeitweise sogar mehr als 100 Prozent der frei handelbaren Aktien leerverkauft. Mit konzertierten Käufen drängten die Reddit-Trader viele Shortseller aus dem Markt.
Mehr: Die Reddit-Trader sind zurück: „Wie bei der Dotcom-Blase, nur auf Steroiden“
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.