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Interview HVB-Vorstand Beumer: „Die Hilfsprogramme sind im Moment existenziell wichtig“

Der Hypo-Vereinsbank-Vorstand für Unternehmenskunden beobachtet eine ungebrochene Kreditnachfrage und erklärt, warum sein Haus bei Neukunden sehr selektiv ist.
17.06.2020 - 14:52 Uhr Kommentieren
Der HVB-Vorstand sieht keine Anzeichen einer Kreditklemme. Quelle: Hypovereinsbank
Markus Beumer

Der HVB-Vorstand sieht keine Anzeichen einer Kreditklemme.

(Foto: Hypovereinsbank)

Frankfurt Viele Unternehmen suchen derzeit händeringend Liquidität. Allein die Hypo-Vereinsbank (HVB) hat seit Mitte März Darlehen im Umfang von rund vier Milliarden Euro zugesagt, zur Hälfte in Form von KfW-Krediten. Die Hilfsprogramme sind aus Sicht des HVB-Vorstandsmitglieds Markus Beumer derzeit „existenziell wichtig“ für Unternehmen aus von der Coronakrise betroffenen Branchen.

Doch ungeachtet der Hilfsprogramme beobachtet der Firmenkundenchef der Hypo-Vereinsbank, dass Banken sich „zunehmend“ die Frage stellen, welche Unternehmen auf Dauer ohne Eigenkapitalspritzen überleben können.

Herr Beumer, wie wirkt sich die Coronakrise auf Ihr Kreditgeschäft aus?
Das Kreditgeschäft wächst kräftig, auch bei uns – und zwar nicht nur aufgrund von KfW-Krediten. Wir haben seit Mitte März zwei Milliarden Euro an Förderkrediten zugesagt, dazu nochmal das gleiche Volumen ohne jede Beteiligung der KfW. Und die Nachfrage wächst weiter. Das gilt aber auch für andere Häuser.

Woran liegt das?
Der Liquiditätsbedarf der Unternehmen ist groß, zumal viele ihre Produktion wieder hochfahren und deshalb neue Materialien kaufen oder in neue Arbeitsabläufe investieren müssen. Allmählich nimmt die Zahl der Neuanfragen allerdings ab. Zum einen fährt die Wirtschaft wieder hoch und die Firmen können wieder Umsätze generieren. Zum anderen öffnet sich allmählich auch der Kapitalmarkt wieder, sodass die Unternehmen Alternativen haben.

Welche Bedeutung haben die KfW-Kredite momentan für das Geschäft?
Für Unternehmen aus hart betroffenen Branchen wie Transportwesen, Tourismus, Maschinenbau oder für viele Automobilzulieferer sind die Hilfsprogramme der KfW und der Landesförderinstitute im Moment existenziell wichtig. Denn diese Unternehmen würden ohne staatliche Haftung nicht immer Darlehen bekommen. Unternehmen aus wenig betroffenen Branchen wie Pharma, Gesundheitswesen oder Telekommunikation benötigen natürlich keine KfW-Hilfen.

Es gibt also kein Anzeichen für eine Kreditklemme?
Nein. Individuell wird es Unternehmen geben, die keine Kredite bekommen. Aber das liegt nicht daran, dass die Banken keine Kredite vergeben können, sondern es ist dann eine Frage des Risikoappetits der Institute. Der wird nach vorn blickend zunehmend von der Frage beeinflusst, ob ein Unternehmen wirklich einen Kredit oder nicht auch Eigenkapital braucht. Banken vergeben Fremdkapital, kein Eigenkapital.

Sind Sie auch offen für Neukunden oder ist Ihnen das in Corona-Zeiten zu riskant?
Wir nehmen auch Neukunden auf, allerdings selektiv. Bei Branchen, die von Corona nicht betroffen sind, läuft die Neukundengewinnung wie üblich. Aber Firmen aus Krisenbranchen müssen mit Blick auf mögliche Förderkredite ohnehin erst einmal zu ihrer Hausbank. Hinzu kommen begrenzte Ressourcen im Risikomanagement. Die Aufnahme von neuen Kunden ist aufwendig. Deshalb konzentrieren wir uns in den von der Krise hart betroffenen Branchen erst einmal auf unsere bestehenden Kunden.

Und wenn ein Unternehmen keine Hausbank hat?
Das sind in der Tat oft die härtesten Fälle. Wenn ein Unternehmen sich über Konsortialkredite finanziert hat, also mit einer festen, überschaubaren Gruppe von Banken zusammengearbeitet hat, dann lässt sich in der Regel zügig eine Lösung finden. Es gibt aber immer wieder Unternehmen, die über einen bunten Strauß bilateraler Bankbeziehungen verfügen. Wenn ein mittelgroßes Unternehmen mit 25 verschiedenen bilateralen Bankbeziehungen und vielleicht zusätzlich noch mit einem Schuldscheindarlehen jetzt frische Liquidität braucht, wird es in der Regel kompliziert.

Warum?
Es ist schwer, in so einer Situation alle Banken an einen Tisch zu bringen und sich auf eine gemeinsame Lösung zu einigen. In der Regel werden die Finanzierungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten fällig – und da versuchen dann viele Institute erst einmal, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen und die Finanzierung auslaufen zu lassen. Das macht es für die finanzierungswilligen Banken schwer. Denn wenn sie einen KfW-Kredit beantragen, müssen sie auch dafür sorgen, dass das bestehende Kreditvolumen stabil bleibt. Das bedeutet im Zweifel, dass sie dort einspringen müssen, wo andere Banken, die nicht mitziehen wollen, sich verabschieden.

Kennen Sie solche Fälle aus der Praxis?
Ja, und sie sind kompliziert und langwierig, auch wenn wir bisher noch immer eine Lösung gefunden haben.

Die Hypo-Vereinsbank hat sich ehrgeizige Wachstumsziele im Mittelstand gesetzt. Gewinnen Sie auch Marktanteile?
Es ist in diesen Zeiten nicht leicht abzuschätzen, wie sich die Marktanteile entwickeln. In unseren Stammregionen im Süden und im Norden Deutschlands gehören wir bereits zu den Marktführern. In den Regionen, in denen wir wachsen wollen, also in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg oder Niedersachsen, da wachsen wir im zweistelligen Prozentbereich. Aber in Corona-Zeiten lassen sich auch nicht alle Akquisitionsziele planmäßig realisieren. Wir wollen zuallererst unseren Kunden helfen.

Herr Beumer, vielen Dank für das Interview.

Mehr: Trotz Corona sinkt die Zahl der Firmenpleiten – die große Welle kommt erst noch

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