Geldpolitik Tagung der Notenbanker: Philip Lane ist der starke Mann der EZB im Hintergrund

Er spricht am Donnerstag auf dem virtuellen Jackson-Hole-Symposium.
Frankfurt Sie konferieren wieder, die wichtigsten Notenbanker der Welt. Allerdings an diesem Donnerstag nicht wie sonst in Jackson Hole, sondern Corona-bedingt auf einem virtuellen Symposium. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird dabei von einem Mann repräsentiert, der sich oft im Hintergrund hält, aber für den Kurs der Bank absolut entscheidend ist: Chefvolkswirt Philip Lane referiert heute an seinem 51. Geburtstag über die Geldpolitik der Europäer – und nicht etwa EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
Der Ire ist der entscheidende Kopf hinter den Entscheidungen über Zinssätze und Anleihekäufe. Innerhalb des sechsköpfigen Führungsgremiums der Notenbank hat der Chefvolkswirt eine besondere Stellung. So unterstehen ihm die Abteilungen für Volkswirtschaft und Geldpolitik, die die Ratssitzungen vorbereiten. Außerdem präsentiert der Chefvolkswirt auf diesen Sitzungen die aktuelle Wirtschaftslage und macht einen Vorschlag für die geldpolitischen Entscheidungen.
Hinzu kommt, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde und ihr Vize Luis de Guindos anders als Philip Lane keine studierten Ökonomen sind. Dadurch ist die Französin viel stärker auf die Expertise des Chefvolkswirts angewiesen als ihr Vorgänger Mario Draghi. Der traf wichtige Entscheidungen oft im kleinen Kreis, dies kann sich die Juristin Lagarde nicht erlauben.
Geldpolitisch hat Lane, ähnlich wie Draghi, einen Ruf als „Taube“, also als Verfechter eines eher lockeren Kurses. Er hat keine Scheu vor unkonventionellen Maßnahmen wie massiven Anleihekäufen oder Minuszinsen.
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Der Ire gilt als kluger und erfahrener Analytiker, der sich stark auf geldpolitische und ökonometrische Modelle verlässt. EZB-Mitarbeiter beschreiben ihn aber auch als bodenständig. In der Notenbank kursiert die Geschichte, wie er zu Beginn seiner Amtszeit die Einrichtung für seine neue Frankfurter Wohnung bei Ikea gekauft hat.
Gute Harmonie zwischen Lane und Lagarde
Lane hat an der US-Universität Harvard promoviert und lehrte danach zeitweise als Professor in Irland. Schon vor seiner Berufung als EZB-Chefvolkswirt war er mehrere Jahre als irischer Notenbankchef Mitglied im EZB-Rat und kennt daher die Abläufe dort seit Langem.
Dass Lane und Lagarde gut harmonieren, haben sie in kritischen Situationen in den vergangenen Monaten bewiesen. Als Lagarde im März mit einer ungeschickten Bemerkung dafür sorgte, dass die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen abrupt in die Höhe schossen, kam ihr Lane wenig später zu Hilfe. Am Tag danach erklärte er unter anderem mit einem Blogbeitrag auf der EZB-Webseite die Beschlüsse. Er schaffte es, seine Klarstellung so zu verpacken, dass auf Lagarde kein schlechtes Licht fiel.
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