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Kein Covid-Impfstoff Curevac-Neuausrichtung lässt Aktie um bis zu 15 Prozent abrutschen – Was Anleger lernen können

Der Absturz der Curevac-Aktie ist ein Lehrstück: Anleger sollten darauf achten, an welchen Börsen sie handeln und was Stop-Loss-Marken bedeuten.
12.10.2021 Update: 12.10.2021 - 18:03 Uhr Kommentieren
Das biopharmazeutische Unternehmen Curevac stoppt die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes. Quelle: imago images/ULMER Pressebildagentur
Eingang mit Firmenschild der Curevac AG

Das biopharmazeutische Unternehmen Curevac stoppt die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes.

(Foto: imago images/ULMER Pressebildagentur)

Düsseldorf Die Neuausrichtung des Tübinger Unternehmens Curevac kommt an der Börse nicht gut an. Die Aktien rutschten nach dieser Nachricht anfangs um mehr als 15 Prozent ab und notierten am Dienstagmittag bei rund 32 Euro. Zum Handelsende betrug das Minus noch knapp acht Prozent.

Das Biotech-Unternehmen gibt seinen Covid-Impfstoff auf und will sich stattdessen verstärkt auf das Nachfolgeprodukt und die Allianz mit Glaxo-Smithkline konzentrieren. De facto wird Curevac damit ein Biotech-Unternehmen, das sich noch in der Frühphase seiner Entwicklung befindet. Keinen Einfluss hatte die Nachricht auf den Aktienkurs des ehemaligen Kooperationspartner Bayer, der den Impfstoff in großer Stückzahl produzieren sollte. Das Bayer-Papier blieb 1,8 Prozent im Minus.

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Das Beispiel der Curevac-Aktie zeigt, wie risikoreich Papiere von Impfstoffherstellern sind. Nach dem erfolgreichen Börsengang im August des vergangenen Jahres an der US-Technologiebörse Nasdaq verdoppelte sich der Kurs recht schnell. Am 9. Dezember 2020 erreichte das Papier mit 120,82 Euro sein Rekordhoch. Danach ging es deutlich bergab.

Der Kursverlauf war stets volatil, im März dieses Jahres lag der Anteilsschein wieder bei rund 95 Euro. Im Vergleich zu anderen Aktien wie denen von Moderna und Biontech war Curevac stets unterbewertet, weil die Tübinger noch auf die Zulassung ihres Impfstoffs warteten.

Den ersten Rückschlag gab es am 8. Juni 2021: Die europäische Zulassungsbehörde Ema gab bekannt, dass sie nicht vor dem August mit der Zulassung des Covid-19-Impfstoffs von Curevac rechnete. Was also Biontech und Moderna in Rekordzeit schafften, konnte Curevac nicht ansatzweise bieten. Und je mehr Zeit im Zulassungsprozess benötigt wird, desto komplexer werden die Anforderungen. Die Folge: Die Curevac-Aktie rutschte an jenem Tag um 15 Prozent ab.

Mitte Juni schließlich stürzte das Papier von 82 Euro auf bis zu 31,60 Euro ab. Warum? Die Zulassung des Tübinger Impfstoffs war fraglich geworden, weil die Wirksamkeit laut einer Studie mit 47 Prozent zu niedrig war.

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Dieser Absturz von Curevac ist ein Lehrstück für Anleger: Sie sollten genau darauf achten, an welchen Börsen sie handeln, und sie sollten wissen, was beim Umgang mit Stop-Loss-Marken zu beachten ist.

Man musste nur verschiedene Börsenpublikationen lesen, um zu wissen: Auf die Curevac-Impfstoffzulassung hatten viele Anleger gesetzt. Viele von ihnen hielten der Aktie auch die Treue, nachdem Anfang Juni die Zulassungsbehörde den Termin verschoben hatte.

Die Nachricht einer Nichtzulassung erfolgte zu einem Zeitpunkt, als der Börsenhandel für diesen Tag bereits beendet war. Anleger konnten also erst einen Tag später darauf regieren. Am 16. Juni – vor dieser Nachricht – ging die Curevac-Aktie auf der wichtigsten deutschen Handelsplattform Xetra mit einem Kurs von 82,21 Euro um 17.30 Uhr aus dem Handel. Auf der bei vielen Privatanlegern beliebten Plattform Tradegate lag der Schlusskurs um 22 Uhr bei 79 Euro.

Was aber passiert, wenn eine negative Nachricht bei Anlegern ankommt? Viele Aktionäre stellen ihren Aktienbestand dann gleichzeitig zum Verkauf – auf der Gegenseite sind aber kaum Käufer vorhanden. Ein großes Angebot trifft also auf eine dünne Nachfrage – der Kurs fällt.

Stop-Loss-Marken sind nicht immer von Vorteil

Hinzu kommt: Umsichtige Anleger geben bei ihren Orders Stop-Loss-Marken ein, also Kurse, zu denen die Aktie auf jeden Fall verkauft werden soll, damit die Verluste nicht ausufern. Doch in diesem konkreten Fall hat das Setzen solcher Marken die Verluste nur vergrößert, weil bei solch einem drastischen Kursrutsch alle Stop-Loss-Marken gerissen wurden. Das bedeutete: Zum Handelsauftakt wurden alle Curevac-Aktien verkauft, die unter die jeweiligen Marken gefallen waren.

Das bestätigt der Handelsverlauf an den Börsen. Den größten Kursrutsch gab es am Folgetag, dem 17. Juni, an der Börse Tradegate, die bereits um acht Uhr öffnet. Die Aktie fiel sofort auf 31,60 Euro, weil das Angebot aufgrund der gerissenen Stop-Loss-Marken der vielen Privatanleger extrem hoch war. Anschließend stieg der Kurs wieder auf 50,21 Euro, um gegen 22 Uhr mit 48,53 Euro den Handel zu beenden.

Auf der voll automatisierten Handelsplattform Xetra hingegen, auf der der Handel erst um neun Uhr beginnt, fielen die Verluste deutlich geringer aus. Der tiefste Kurs lag bei 39,10 Euro und damit mehr als 20 Prozent über dem Tief von Tradegate. Auch dort erholte sich der Kurs anschließend wieder. Anleger hätten in diesem Fall geringere Verluste erzielt, wenn sie keine Stop-Loss-Marke gesetzt und auf Xetra gehandelt hätten.

Für solch risikoreiche Aktien wie Curevac, deren gesamter Erfolg oder Misserfolg von nur einer Nachricht abhängt, gelten eben nicht die gleichen Gesetze wie für die meisten anderen Papiere: Sie sind eher eine riskante Wette.

Mehr: Krebs, Lungenleiden, Rheuma: Wo die Zukunft der mRNA-Medizin liegt – und wo die Hürden

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