Mohammed Bin Salman Al-Saud Der Hoffnungsträger Saudi-Arabiens

Der 30-Jährige will das Land modernisieren.
Düsseldorf Durch Saudi-Arabien weht ein frischer Wind. Das liegt weniger an dem greisen König Salman, 80, der seinem verstorbenen Halbbruder Abdullah im Januar 2015 auf den Thron folgte. Sondern vielmehr an seinem Sohn, Mohammed bin Salman bin Abdulasis Al-Saud. Schon mit 29 Jahren machte ihn sein Vater im vergangenen Jahr zum Verteidigungsminister.
Doch mit dem Posten gab sich der heute 30-Jährige nicht zufrieden. Der Vizekronprinz und stellvertretende Premierminister übernahm auch noch das Amt des Generalsekretärs am königlichen Hof und wurde Chef des neu geschaffenen Wirtschaftsrats, der das Land weg vom Öltropf führen soll.
Öl - darauf basiert der sagenhafte Reichtum der Wüstenmonarchie und die Machtfülle der Al-Sauds, der Herrscherfamilie. Öl ist das Lebenselixier im Königreich, also präsidiert Bin Salman auch über den Verwaltungsrat der Ölgesellschaft Aramco, dem Kronjuwel Saudi-Arabiens und dem wohl wertvollsten Unternehmen der Welt.
Kein anderer hat in dieser Position seit der Gründung des Königreichs im Jahr 1932 mehr Macht auf sich vereint als Bin Salman. Daher ist es wenig überraschend, dass er und nicht der König im Januar gegenüber dem Wirtschaftsmagazin „Economist“ ankündigte, Anteile des Staatskonzerns Aramco an die Börse zu bringen. Die Pläne hat der Vizekronprinz gegenüber dem Wirtschaftsdienst „Bloomberg“ nun präzisiert. Der Börsengang soll bis spätestens 2018 stattfinden.
Ein Staatsfonds soll die Öleinnahmen verwalten. „Mit über zwei Billionen US-Dollar wäre das ohne Zweifel der größte Fonds der Welt“, sagte der Prinz. Der Fonds ist Teil eines größeren Reformplans, den die Regierung im Mai veröffentlichen will.
Damit will Bin Salman endlich die Abhängigkeit vom Öl reduzieren. Denn das Land muss seine Wirtschaft umbauen, will es seinen Wohlstand in die Zukunft retten. Noch immer machen die Einnahmen aus dem Ölgeschäft über 90 Prozent des Haushalts aus. Doch der Ölpreis ist um 60 Prozent eingebrochen auf unter 40 US-Dollar pro Fass. 2015 klaffte im Staatshaushalt ein 90-Milliarden-Euro-Loch. 70 Prozent der Saudis sind unter 30, in den nächsten 15 Jahren kommen viereinhalb Millionen junge Menschen ins arbeitsfähige Alter. Das Land muss für sie Jobs schaffen.
Bin Salman, das zeigen die Aramco-Pläne, macht ernst. Auch, weil er muss. Während der „Independent“ oder „Die Zeit“ ihn als jung, naiv und arrogant beschreiben, gilt er vielen im Land als Heilsbringer. Männer wie Frauen sehen in ihm einen Reformer. Sie nehmen ihm ab, dass er das Land verändern will und nicht davor zurückschreckt, den Adel selbst zu beschneiden. Bin Salman, der anders als seine Ministerriege nicht im Ausland studiert hat, umgibt sich gern mit internationalen Experten. Besonders die Berater von McKinsey sollen eine besondere Nähe zu ihm genießen. Das geht so weit, dass die Minister Rechenschaft anhand betriebswirtschaftlicher Kennzahlen ablegen müssen. Wer sein Ressort nicht im Griff hat, muss jetzt mit dem Rauswurf rechnen.
Wer kann, der soll leisten. Dazu zählt der Vizekronprinz ausdrücklich auch die Frauen. Sie stellen die Mehrzahl der Hochschulabsolventen und gelten als am besten ausgebildet. Dem „Economist“ sagte der Prinz, wie stets in der Ich-Form: „Ein Großteil meiner produktiven Faktoren sind nicht in Verwendung.“ Im Dezember 2015 fanden zum ersten Mal Wahlen statt, bei denen Frauen sowohl wählen als auch kandidieren durften.
Die Bevölkerung braucht er, wenn er das Land in die Moderne führen will. Sie muss er daran gewöhnen, plötzlich etwas für Saudis Unerhörtes zu tun: Steuern zu zahlen und zu sparen. Wenn er es noch schafft, den Familienfrieden zu wahren, könnte ihm die Zukunft gehören.