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Kinderonkologie Sport-App hilft gegen Krebs

Junge Krebspatienten mit digitalen Werkzeugen zu mehr Sport animieren – dies wollen Ärzte der Universitätsklinik Mainz im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts jetzt erreichen.
30.04.2021 - 19:02 Uhr Kommentieren
Mit einer Sport-App gegen den Krebs Quelle: imago images/ITAR-TASS
Kinderonkologie

Mit einer Sport-App gegen den Krebs

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

Köln Zum Glück ist Krebs bei jungen Menschen selten. Dies führt aber leider auch dazu, dass es wenige auf junge Krebspatienten zugeschnittene Therapieprogramme gibt. Mit dem großen europäischen Forschungsprojekt „Forte Europe“ sollen Kinder und Jugendliche mit Krebs nun mit digitalen Anwendungen zu Körperübungen motiviert werden.

„Kinder und Jugendliche sind offen für digitale Angebote“, sagt Assistenzärztin Marie Neu von der Uniklinik Mainz. „Wir sehen ihre Begeisterungsfähigkeit als Chance.“ Die Nachfrage nach Apps für mentale Gesundheit ist in der Pandemie bei Kindern hoch. Marie Neu ist Koordinatorin für Forte Europe, das mit 6,3 Millionen Euro gefördert wurde.

Im Kern des Projekts steht eine Sport-App, die noch nicht entwickelt ist. Aber es gäbe fast täglich Online-Konferenzen mit Ärzten und Entwicklern von Rumänien bis Dänemark, berichtet Marie Neu. „Zu Spitzenzeiten haben wir 70 Teilnehmer.“ 16 Partner aus acht europäischen Ländern machen bei dem Projekt mit.

Auch wenn die Kommunikation durch die vielen Partner erschwert ist, sie ermöglicht erst die Akquise der 450 jungen Patienten für die begleitende Studie. Es gibt mit 2.200 Krebs-Neuerkrankungen von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Deutschland nur wenige Betroffene. In Europa erkranken 35.000 Kinder und Jugendliche pro Jahr an Krebs.

Geld wird an 16 Partner verteilt

Das Fördergeld wird an teilnehmende Universitäten und Spieleentwickler, private Forschungseinrichtungen und Stiftungen ausgezahlt. Die Uniklinik Mainz erhält als Projektkoordinator mit 1,7 Millionen Euro den höchsten Betrag. Rund eine halbe Million Euro wird dem bayerischen Unternehmen Concentris Research Management für das fünfjährige Projektmanagement gezahlt.

350.000 Euro gehen an das Kölner Spieleunternehmen Nurogames. „Es wird zwei mobile Apps geben“, sagt Andrew Pomazanskyi von Nurogames. Eine App ist für die medizinischen Fachkräfte, die damit die Daten im Rahmen der Studie strukturiert erheben können. „Eine zweite App ist für die jungen Nutzer. Hier planen wir auch Gamification-Elemente, die Nutzung soll Spaß machen“, ergänzt Pomazanskyi.

Neben der App ist eine zweite Anwendung geplant. Die Berliner Entwicklerfirma Pixformance Sports programmiert mit einem Budget von 80.000 Euro ein Spiel mit Augmented Reality (AR). Dabei wird ein digitaler Avatar des Patienten in den Raum projiziert. „Patienten haben die Möglichkeit, mit einem Avatar zu trainieren“, sagt Marie Neu. Man arbeite in diesem Bereich mit den Kollegen aus Oxford zusammen, die bereits Erfahrungen mit AR in der Rehabilitation gesammelt hätten. Nicht nur im Rahmen eines Spiels, auch für die OP-Vorbereitung wird AR inzwischen eingesetzt.

Lob kommt vom Kollegen aus dem hohen Norden

Denis Schewe, Kinderarzt an der Universitätsklinik-Schleswig Holstein, hält das Mainzer Projekt für eine „super Sache.“ Auch in Kiel erforscht er digitale Anwendungen für kleine Krebspatienten. Hier liegt der Fokus aber nicht auf der Sporttherapie, sondern auf der telemedizinischen Versorgung. „Kinder fahren in Schleswig-Holstein häufig ein bis zwei Stunden mit dem Auto zum Arzttermin. Diesen Weg würden wir ihnen gerne ersparen“, sagt Schewe.

Eine Telesprechstunde, bei der auch Vitalparameter übermittelt werden, soll manche Besuche ersetzen. Für das Kieler Projekt mit dem Namen Kult-SH gab es eine Förderung in Höhe von 3,4 Millionen Euro – allerdings nicht von der EU, sondern vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). „Die Digitalisierung hält in der Kinderonkologie Einzug“, sagt Schewe.

Wenn es nach Marie Neu geht, ist Forte Europe erst der Start in eine neue digitale Ära der Versorgung. „Die Sportintervention mittels digitaler Technik soll nicht nur in großen Zentren und bei akuter Therapie, sondern auch in leichten Phasen und in der Fläche möglich werden“, sagt sie. Auch die Übertragung des digitalen Angebots für eine ältere Zielgruppe sei sinnvoll. Es gibt inzwischen zwar Apps, mit denen erwachsene Krebspatienten ihren Krankheitsverlauf dokumentieren können, aber mit Sport-Apps trainieren sie noch nicht.


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