Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Gastkommentar Das Coronavirus ist die größte Krise seit Jahrzehnten

Der wirtschaftliche Schaden, der durch die Corona-Pandemie entsteht, ist immens. Politik und Unternehmen sollten nun gemeinsam handeln.
  • Hildegard Müller
12.03.2020 - 18:37 Uhr Kommentieren
Die Autorin ist Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Quelle: Roland Horn [M]
Hildegard Müller

Die Autorin ist Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA).

(Foto: Roland Horn [M])

Mit jedem Tag steigt die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Großveranstaltungen werden abgesagt, Schulen und Geschäfte geschlossen. Wir erleben, wie in ganzen Regionen das öffentliche Leben zum Erliegen kommt. Das Coronavirus bedeutet für jeden Einzelnen, für die Staatengemeinschaft und nicht zuletzt für die Wirtschaft eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahrzehnte.

Je mehr nun die Verunsicherung steigt, desto klarer müssen wir die Lage analysieren und Gegenmaßnahmen vorantreiben, die der jeweiligen Entwicklung angemessen und verhältnismäßig sind. Denn schon jetzt ist absehbar, dass der Schaden durch Corona für die Unternehmen, die Automobilindustrie, die deutsche Wirtschaft im Ganzen immens sein kann.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen spürt bereits negative Auswirkungen durch das Virus. Wir müssen uns auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung, auf eine Konjunkturdelle durch Corona einstellen.

Nötig ist daher nun vor allem ein staatenübergreifendes Vorgehen der Regierungen zur Eindämmung und Schadensbegrenzung. Corona ist eine globale Herausforderung, Corona macht nicht an Ländergrenzen halt. Deshalb muss es zumindest auf EU-Ebene eine koordinierte Strategie mit den entsprechenden Maßnahmen geben.

Pauschale Grenzschließungen zwischen EU-Staaten können keine sinnvolle Maßnahme sein, denn sie bergen die Gefahr, dass die Wirtschaft zum Stillstand kommt. Die Transitwege zum Warentransport müssen, solange es geht, offen gehalten werden. Der Güterverkehr muss Vorrang vor anderen Verkehren haben, sonst bricht die Logistik zusammen und damit die Versorgung der Menschen. Aktuell 80 Kilometer Stau am Brenner zeigen, wie angespannt die Lage bereits ist.

Und was für Europa gilt, muss auch Leitlinie in den Mitgliedstaaten sein: Wir brauchen in Deutschland eine Koordinierung der kommunalen und regionalen Gesundheitsbehörden durch die Länder, möglichst in enger Abstimmung mit dem Bund, und auf Grundlage der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Der Föderalismus verbietet schließlich keine Kooperation. Im Gegenteil: Wir brauchen gemeinsame Entscheidungskriterien für die Schließung von Schulen und Betrieben und die Absage von Veranstaltungen über alle Bundesländer hinweg.

Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung gehen immer vor, ohne Abstriche. Gerade deshalb sind die Behörden gut beraten, vor jeder Maßnahme zu analysieren, ob sie wirklich wirksam und angemessen ist. Ob der Zeitpunkt dafür der richtige ist. Ob es in einem Verhältnis steht, eine Schule zu schließen und es den Familien zu überlassen, wie sie in dieser Situation ihren Alltag bewältigen.

Bei Unternehmen schmilzt die Kapitaldecke

Die Bundesregierung hat bereits Reaktionsfähigkeit bewiesen, indem sie schnell und unbürokratisch die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass Unternehmen Kurzarbeitergeld für ihre Beschäftigten beantragen können, wenn sie von anhaltenden Produktionsausfällen durch Lieferengpässe oder Lieferausfälle betroffen sind oder Betriebe aus Gründen des Infektionsschutzes geschlossen werden müssen.

Damit unterstützt die Politik die Anstrengungen in der Automobilindustrie, Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation infolge von Corona so gering wie möglich zu halten. Die Unternehmen tun alles, um auch dann die Belegschaften zu halten, wenn es zu Produktionsstopps und weiteren Nachfrageausfällen kommt. Die Mitarbeiter zählen zum wertvollsten Gut der Unternehmen. Ihre Sicherheit und Unversehrtheit genießen absolute Priorität.

Doch diese Bemühungen greifen ins Leere, wenn bei betroffenen Unternehmen die Kapitaldecke schmilzt. Was die Industrie nun braucht, sind zielgerichtete, auf diese Krise angelegte Unterstützungsmaßnahmen wie die Sicherung der Liquidität. Die Bundesregierung hat Bürgschaften, Rückgarantien und Steuerstundungen in Aussicht gestellt. Nun sind konkrete, schnell umsetzbare Vorschläge und einfache Antragsverfahren gefragt – denn die Herausforderungen durch Corona sind konkret.

Zum Beispiel Maßnahmen, durch die die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen kurzfristig positiv beeinflusst werden kann. Eine Verschiebung der Zahlungszeitpunkte insbesondere für die Lohnsteuer, aber auch die Umsatzsteuervorauszahlungen um 60 Tage unmittelbar und für alle Unternehmen würde sich positiv auf die Liquidität auswirken. Und die Aufrechterhaltung der Geschäftsfähigkeit muss Vorrang vor allen anderen Maßnahmen haben.

Aber natürlich müssen die Unternehmen auch von sich aus handeln, um die Folgen von Corona nach Möglichkeit einzudämmen. Und das tun sie, jeden Tag. Betroffene Unternehmen reagieren schnell, umfassend und verantwortungsvoll zum Schutz von Kunden, Geschäftspartnern und ganz besonders der Mitarbeiter.

Sie haben Taskforces eingerichtet, Notfallpläne erstellt, sie arbeiten daran, dass die Produktion weiterlaufen kann und Lieferketten nicht reißen. Noch gelingt das überwiegend. Aber wir wissen nicht, wie lange. Wir müssen uns auf eine längere Phase im Zeichen des Virus einstellen. Deshalb sollten Politik und Wirtschaft gemeinsam handeln – und wir als Menschen, Kollegen, Nachbarn gemeinsam füreinander einstehen.

Mehr: Die Autoindustrie ist krisenerprobt

Startseite
Mehr zu: Gastkommentar - Das Coronavirus ist die größte Krise seit Jahrzehnten
0 Kommentare zu "Gastkommentar: Das Coronavirus ist die größte Krise seit Jahrzehnten"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%