Gastkommentar: Das Wechselspiel von Energiewende und Geopolitik – Was die neue Welt(un)ordnung prägt

Kirsten Westphal ist Projektleiterin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin und Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat.
Die Energietransformation führt zu gravierenden geopolitischen Umbrüchen. Die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (Irena) hat diese Konsequenzen schon 2019 im bahnbrechenden Report „Eine neue Welt“ aufgezeigt. Die Transformation wird einerseits Öl und Gas abwerten, andererseits die erneuerbaren Energien und die benötigten Rohstoffe aufwerten. Neben den Standortbedingungen sind die Verfügbarkeit und der Einsatz von Technologien ganz entscheidend. Damit verschieben sich nicht nur die globalen Handelsströme, sondern auch die internationalen Machtverhältnisse grundlegend.
Doch die Energietransformation wird nicht nur geopolitische Prozesse auslösen, sondern umgekehrt werden auch die geopolitischen Entwicklungen den Verlauf der Transformation prägen.
Der Aufstieg Chinas und die strategische Rivalität mit der alten Supermacht USA prägen zunehmend die neue Welt(un)ordnung. Unter dem bipolaren Spannungsmuster entfalten sich außerdem Konkurrenzen zwischen Regionalmächten. Da der Umbau des Energiesystems weltweit sehr ungleich und zeitversetzt verläuft, prägen sich Energieregionen aus, die ganz unterschiedlich aufgestellt sind, was die Fragmentierung und Regionalisierung verstärkt.
Die USA werden auch in Zukunft von ihrem diversen Energiereichtum profitieren und den daraus resultierenden großen Handlungsspielraum nutzen. Ihre Schlüsselstellung auf dem amerikanischen Kontinent garantiert dort einen natürlichen Einfluss.





