Gastkommentar: Die Deutschen haben ein äußerst widersprüchliches Verhältnis zum Datenschutz
Teils harter Widerstand gegen die Apps
Foto: imago images/Christian OhdeGeht es in Deutschland um Fortschritte bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens, spielt der Schutz sensibler Daten stets eine prominente Rolle. In der Pandemie hat die Diskussion um die Luca-App und die Corona-Warn-App die Widersprüche bei diesem Thema erneut wie unter einem Brennglas gezeigt. Der Chaos Computer Club kritisierte die Luca-App aufgrund von Sicherheitsbedenken, nach Angaben des Anbieters aber wird sie von rund 20 Millionen Bundesbürgern genutzt.
Die Corona-Warn-App ist mit fast 30 Millionen Downloads sogar noch erfolgreicher. Kritiker beklagen jedoch, die Datenschutzstandards der Warn-App seien so hoch, dass ihr praktischer Nutzen für die Pandemiebekämpfung gegen null tendiere. Denn die dezentrale Speicherung der Daten ermöglicht es lediglich, Nutzer und Nutzerinnen nachträglich über mögliche Risikokontakte zu informieren.
Genauere Informationen, wann und wo Begegnungen stattgefunden haben, gibt es nicht. Dabei könnten genau diese Daten wertvolle Hilfe leisten, Infektionsketten effektiver zu verfolgen und Übertragungswege zu erkennen. Sicherheit versus Nutzen. Das ist ein vermeintliches Dilemma, vor dem wir beim Thema Gesundheit immer wieder stehen. Die Abwägung der Datenschutzinteressen des Individuums gegen die Chancen, die die Auswertung der Daten bringt. Aber ist es wirklich eine Entweder-oder-Entscheidung?