Gastkommentar: Kapital für Rentner und Start-ups
Paul Achleitner ist Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank und Wagniskapital-Investor.
Foto: Deutsche Bank [M]Im Kontext der geostrategischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und China ist der Wunsch nach politischer und wirtschaftlicher Souveränität Europas derzeit in aller Munde. Dazu braucht es aber auch ein wettbewerbsfähiges europäisches Finanzsystem – ein Faktor, der leider weit weniger Beachtung findet.
Dass sich weder Banken- noch Kapitalmarktunion in dem Sondierungspapier von SPD, Grünen und der FDP wiederfinden, das nun als Grundlage der Koalitionsgespräche dient, wurde daher zu Recht kritisiert. Sehr begrüßenswert ist dagegen der Einstieg in die kapitalgedeckte gesetzliche Altersvorsorge, den die Partner einer Ampelkoalition in Aussicht gestellt haben.
Ein gut funktionierender Kapitalmarkt braucht nicht nur klare Regeln, transparente Wertpapier-Emittenten und sachkundige Dienstleister, sondern auch langfristige Investoren. Eine Rolle, die in Deutschland traditionell die Versicherungen innehatten, bevor ihnen dies durch regulatorische Änderungen erschwert wurde.
Laut Sondierungspapier sollen der gesetzlichen Rentenversicherung bereits im kommenden Jahr zehn Milliarden Euro zugeführt werden, die an den Kapitalmärkten angelegt werden können. Ein guter und wichtiger Schritt für die Rentnerinnen und Rentner von morgen, aber auch für die deutsche und europäische Wirtschaft.