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GastkommentarWie Deutschland für internationale Fachkräfte anziehend sein kann

Wir müssen eine Willkommenskultur mit Weltoffenheit und Fairness etablieren, argumentieren Kai Sicks, Martin Wansleben, Thorsten Schäfer-Gümbel und Johannes Ebert. 28.05.2024 - 18:22 Uhr
Die Autoren: Kai Sicks ist Generalsekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Martin Wansleben ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Thorsten Schäfer-Gümbel ist Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, und Johannes Ebert ist Generalsekretär des Goethe-Instituts. Foto: Goethe-Institut/ Bernhard Ludewig, picture alliance / SZ Photo, DAAD/Sebastian Wilke, mauritius images / Pacific Press Media Production Corp. / Alamy / Alamy Stock Photos [M]

Deutschland braucht internationale Fachkräfte, um sich angesichts einer alternden Bevölkerung sowie Engpässen in vielen Berufen in der dynamischen Weltlage zu behaupten. Die gezielte Anwerbung und die Integration internationaler Fachkräfte müssen deshalb zügig ausgebaut und vorangetrieben werden.

Dabei müssen faire und entwicklungsorientierte Qualitätskriterien eingehalten werden, die gleichermaßen die Interessen der Fachkräfte und ihrer Herkunftsländer schützen. Qualifizierte Zuwanderung ist kein Selbstläufer, und die mitunter hohen Zuwanderungszahlen vergangener Jahre lassen sich nicht einfach fortschreiben.

Ausländische Fachkräfte tragen bereits heute maßgeblich zum Beschäftigungswachstum bei. 27 Prozent der Erwerbstätigen haben in Deutschland einen Migrationshintergrund – das sind mehr als elf Millionen Frauen und Männer, auf die wir nicht verzichten können und wollen.

Es scheiden künftig pro Jahr rund 400.000 Personen altersbedingt mehr aus dem Arbeitsleben aus, als junge Menschen neu hinzukommen. Inländische Arbeitskräfte allein können diese Lücke nicht schließen. Ausländische Fachkräfte, insbesondere in der Pflege, in technisch-gewerblichen Berufen, aber auch in der Wissenschaft und Kultur spielen eine entscheidende Rolle. Künftig werden sie auch benötigt, um Herausforderungen wie Klimaneutralität und Digitalisierung zu bewältigen.

Manche Äußerungen in deutschen Debatten schrecken Ausländer ab

Von allein kommen diese Menschen jedoch nicht zu uns: Im Rahmen der Erwerbsmigration aus Drittstaaten reisen recht wenige Menschen nach Deutschland – gerade einmal 73.000 Personen erhielten 2022 einen Aufenthaltstitel zur Erwerbstätigkeit. Zwar studieren derzeit 380.000 junge Menschen aus aller Welt in Deutschland, aber nur knapp ein Drittel von ihnen bleibt langfristig im Land.

Was also muss getan werden, um den „Arbeitsplatz Deutschland“ attraktiver zu gestalten? Eine Grundvoraussetzung ist eine erfolgreiche Wirtschaft mit zukunftsorientierten Beschäftigungschancen für interessierte Fachkräfte.

Effiziente rechtliche und administrative Rahmenbedingungen, interkulturelle und sprachliche Vorbereitung sind entscheidend für eine erfolgreiche Integration. Sie sind Teil einer guten Willkommenskultur, die es weiter zu stärken gilt.

Wenig hilfreich sind manche Meinungsäußerungen in aktuellen deutschen Debatten über Migration oder Übergriffe auf Ausländer. Sie werden sehr wohl im Ausland registriert und wirken abschreckend auf die Menschen, die wir so dringend brauchen.

Das ist nicht im Sinne der Bundesrepublik Deutschland. Die Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteure, auch die unserer vier Institutionen im In- und Ausland, ist deshalb unerlässlich, um Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen und eine offene Gesellschaft zu fördern.

Wir brauchen ein stärkeres Engagement für das Einwanderungsland Deutschland

Wir appellieren an Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft, noch stärker gemeinsam für das Einwanderungsland Deutschland zu werben. Wir stehen mit unseren vier Organisationen bereit, öffentliche Hand und Wirtschaft bei ihren Aktivitäten in diesem Kontext zu unterstützen und unsere jeweiligen Stärken einzubringen.

Mit den neuen gesetzlichen Regelungen zur Fachkräfteeinwanderung hat die Bundesregierung einen richtigen Weg eingeschlagen. Damit dieser in der Praxis erfolgreich sein kann, muss jetzt weiter an einer schnellen und unbürokratischen Umsetzung gearbeitet werden.

Dazu zählen eine verlässliche Finanzierung für Beratungs- und Unterstützungsangebote im Ausland – insbesondere Angebote zum Spracherwerb, der Vorintegration, des Übergangsmanagements und der Anerkennungsberatung –, aber vor allem auch die Digitalisierung der Visumsverfahren und schnelle, transparente Prozesse in den Ausländerbehörden.

In Zeiten globaler Herausforderungen und wirtschaftlicher Dynamik ist die Gewinnung internationaler Talente von entscheidender Bedeutung für Deutschlands Zukunft. Damit dieses Vorhaben zum Erfolg wird, ist nicht nur das Engagement der genannten Institutionen, sondern auch das von Politik und Gesellschaft gefragt. Nur gemeinsam können wir Deutschland als attraktiven Arbeits- und Lebensort für Fachkräfte aus aller Welt positionieren.

Die Autoren:

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Kai Sicks ist Generalsekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Martin Wansleben ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Thorsten Schäfer-Gümbel ist Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und Johannes Ebert ist Generalsekretär des Goethe-Instituts.

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