Gastkommentar: Wir brauchen einen globalen CO2-Zertifikatehandel
Prof. Paul J.J. Welfens ist Präsident des Europäischen Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen in Wuppertal und Autor des Buches „Klimaschutzpolitik. Das Ende der Komfortzone“.
Foto: Privat, MAngesichts des aktuellen Berichts des Weltklimarats mit seiner verschlechterten Einschätzung der Klimaprobleme bis 2030 sowie den Sommer-Extremwetterereignissen in Deutschland, anderen Ländern Europas, in Nordamerika und Asien stellt sich unmittelbar vor dem Glasgower Gipfel mehr denn je die Frage: Wie können wir einen wirksameren Klimaschutz und Klimaneutralität bis 2050 erreichen? Und: Welche Rolle sollen Deutschland und die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) dabei spielen?
Als Antwort bietet sich ein innovativer Ansatz an, der das Ziel Klimaneutralität mit vergleichsweise geringen Kosten erreichen kann. Dafür müssten allerdings wichtige G20-Länder im globalen Süden motiviert werden, nationale und später international integrierte CO2-Zertifikatesysteme auf den Weg zu bringen.
Vor dem Hintergrund der Coronapandemie wäre es sicherlich motivationsfördernd, wenn Europa und die USA Teile ihrer Impfstoffproduktion vor Ort in diese Länder verlagern würden: Impfstofffortschritt weltweit heißt, den Wirtschaftsaufschwung zu festigen und damit auch Widerstände gegen eine wirksamere Klimapolitik abzubauen.
Nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 sind gut 190 Länder aufgerufen, ihren Beitrag zu erbringen, um Klimaneutralität zu erreichen. Allein die hohe Zahl der Länder weist auf eine komplizierte Gemengelage hin. Man erinnere sich: Beim Montrealer Abkommen von 1987, das die Bekämpfung des Ozonlochs einleitete, verhandelten die damals zwölf Mitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft lediglich mit weiteren 24 Ländern.