Wirtschaftspolitik: Wir schauen zu sehr auf die Risiken statt auf die Chancen von Technologien
Wenn ich in diesen Tagen im Land unterwegs bin, dann treffe ich überall auf das Gefühl, dass sich die großen Linien unseres Lebens verschieben. Wir erleben einen neuen Systemwettbewerb, der sich zentral auch um wirtschaftliche und technologische Macht dreht.
In den USA ist eine Klasse von Tech-Milliardären entstanden, die einerseits durch bahnbrechende Innovationen eine enorme wirtschaftliche Dynamik schafft, andererseits aber zusammen mit der künftigen Trump-Administration immer offener eine libertär-autoritäre Ideologie verfolgt. China ist unter der Führung der Kommunistischen Partei (KP) zu einem sehr ernstzunehmenden, oft brutalen Wettbewerber um die technologische und industrielle Zukunft geworden.
Die deutsche Wirtschaft ist nicht dynamisch genug, die Wirtschaftsstruktur ist zu statisch
Deutschland und Europa drohen in diesem Systemwettbewerb den Anschluss an die Wirtschaft der Zukunft zu verlieren. Unsere Wirtschaft ist nicht dynamisch genug, unsere Wirtschaftsstruktur ist zu statisch. Wir sind zu einseitig abhängig vom Erfolg der traditionellen Industriebranchen. Der Draghi-Bericht hat deutlich aufgezeigt, dass diese Schwäche über viele Jahre entstanden und ein gesamteuropäisches Problem ist.
Mittlerweile wächst auch in Europa die Bewunderung für den libertären Autoritarismus als vermeintlichen Schlüssel für die große Disruption. Diesen Weg einzuschlagen, wäre falsch. Die liberale Demokratie, die soziale Marktwirtschaft, die demokratische Einbindung von Märkten, ökonomischer Macht und technologischem Fortschritt sind unser „European Way of Life“. Diese Stärken machen unseren Kontinent, machen unser Land aus.