Gen Z: Eine mutlose Generation träumt von der Vergangenheit

Was wird morgen sein? In einer Zeit, in der Kriege, Krisen und Konflikte spürbar näher rücken, will man es manchmal gar nicht so genau wissen. „Die Zukunft“ hat ein Imageproblem, und das macht sich in einer Generation besonders bemerkbar. Ausgerechnet die 18- bis 29-Jährigen wünschen sich eine Vergangenheit zurück, in der sie selbst nie waren.
In Zahlen ausgedrückt: Wenn sie könnten, würde nur ein Drittel der unter 30-Jährigen lieber in die Zukunft als in die Vergangenheit reisen. Die Hälfte zieht es stattdessen ins Gestern, der Rest mag sich nicht festlegen – das sind die bemerkenswerten Ergebnisse einer aktuellen Civey-Umfrage.
Dass die Jüngeren mehr als die Älteren von Schwermut erfasst sind, ist nicht nur ein deutsches Phänomen. Es ist im aktuellen World Happiness Report von Gallup auch für andere Länder sichtbar geworden.
Es geht um eine Generation, die sich politisch kaum vertreten sieht. Eine Generation, die sich in der Coronapandemie übersehen und übergangen fühlte und von der viele ins Erwachsenenleben katapultiert wurden, ohne ihre Jugend wirklich gelebt zu haben.
Eine Generation, die sich wirtschaftlich als Verlierer wahrnimmt und mehrheitlich den Eindruck hat, ihr werde es finanziell einmal schlechter gehen als der Generation ihrer Eltern.
Unternehmen suchen und brauchen Nachwuchs
Damit scheint ein zentrales Leistungsversprechen der Bundesrepublik gebrochen. Und wer jung ist, für den sind auch Klimawandel und geopolitische Bedrohungen keine Szenarien, deren Auswirkungen man, toi, toi, toi, selbst kaum noch erleben wird. Das hinterlässt Spuren in der Psyche.
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Eine Generation, die mit der Zukunft fremdelt – das kann einen nicht nur persönlich betroffen machen. Es ist auch ökonomisch problematisch. Als Land stehen wir vor großen Veränderungsprozessen. So gibt Civey-Daten zufolge mehr als jedes zweite Unternehmen an, unter großem Transformationsdruck zu stehen.
Gerade für sie ist der Nachwuchs immer auch ein wichtiger Faktor für vorwärts gerichtete Reibung, für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Allein deshalb muss es uns gelingen, jungen Talenten Resilienz und ein positives Zukunftsbild zu vermitteln. Wer Angst vor morgen hat, wird weder flexibel und offen mit Veränderungen umgehen noch selbst welche vorantreiben.

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Firmen müssen junge Menschen ernst nehmen
Unternehmerinnen und Führungskräfte, die den Sorgen der jungen Menschen glaubwürdig und konkret etwas entgegensetzen, werden im Ringen um die Besten die Nase vorn haben.
Vielleicht können diejenigen, die die Vergangenheit wirklich erlebt haben, hierbei helfen. Der Blick auf die Generation 65 plus macht Hoffnung: Unter ihnen zieht es nur eine Minderheit zurück in alte Zeiten.
Vielleicht lässt sich die Sehnsucht, die viele Jüngere gerade spüren, am besten mit dem Titel eines Buchs von Joachim Meyerhoff ausdrücken: „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?“.
Erstpublikation: 18.04.2024, 21:17 Uhr.





