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AsienIndien und Pakistan – Wasser wird zur Waffe

Pakistan fürchtet einen Militärschlag Indiens – und die Austrocknung. China beunruhigt Nachbarn mit einem Megastaudamm. In Asien werden Kriege um Wasser zur realen Gefahr.Mathias Peer 30.04.2025 - 14:07 Uhr Artikel anhören
Indischer Paramilitär: Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan nehmen zu – es geht auch um die Wasserversorgung. Foto: Getty Images

Bangkok. Nach einem tödlichen Anschlag auf Touristen im indisch verwalteten Teil Kaschmirs wird ein Militärschlag Indiens gegen Pakistan immer wahrscheinlicher. Nach Angaben eines Ministers in Islamabad rechnete Pakistan am Mittwoch binnen 36 Stunden mit einem Angriff des indischen Militärs.

Dabei geht es der Regierung in Neu-Delhi nicht nur um Streitkräfte. Sie droht auch damit, den verfeindeten Nachbarstaat von seiner wichtigsten Wasserquelle abzuschneiden.

„Wir werden sicherstellen, dass kein einziger Tropfen aus dem Indus-Fluss Pakistan erreicht“, sagte Indiens Wasserminister Chandrakant Raghunath Patil vor wenigen Tagen. Und auch in anderen Regionen des Kontinents wachsen die Konflikte um die Versorgung – Wasserkriege werden zu einer realen Gefahr in Asien.

Indien droht – Pakistan warnt vor einem Wasserkrieg

Der Verbündete von Premierminister Narendra Modi reagierte damit auf einen Angriff in Kaschmir mit 26 Toten, für den Indien Pakistan indirekt verantwortlich macht. Als Vergeltungsmaßnahme setzte Indien ein jahrzehntealtes Abkommen mit der Regierung in Islamabad über die Nutzung des Indus und seiner Nebenflüsse offiziell aus – „bis Pakistan glaubwürdig und endgültig seine Unterstützung für grenzüberschreitenden Terrorismus einstellt“, wie es aus dem Außenministerium hieß.

Mit dem vorläufigen Stopp des Indus-Wasservertrags, der seit 1960 in Kraft war, liefert Indien die rechtliche Grundlage für die Möglichkeit, Pakistan weitgehend auszutrocknen – und dem Land damit immensen wirtschaftlichen Schaden zuzufügen. Die Bewässerung von mehr als 80 Prozent der Agrarfläche ist in Pakistan vom Indus-Becken abhängig, ebenso wie etwa ein Drittel der pakistanischen Wasserkrafterzeugung.

Lansdowne Bridge am Fluss Indus in Sukkur, Indien. Die Regierung in Neu-Delhi hat das Wassserabkommen mit Pakistan aufgehoben, das die Nutzung des Flusswassers regelt. Foto: AFP

Zwar fehlt Indien noch die Infrastruktur, um die Flüsse Richtung Pakistan kurzfristig komplett zu stoppen oder umzuleiten. Doch es wird erwartet, dass Indien den Ausbau seiner Staudämme schneller als bisher vorantreibt. Besonders in der Trockenzeit könnte das Land schon jetzt die Wasserversorgung Pakistans erheblich behindern, meinen Experten.

Die Regierung in Islamabad antwortete mit einer harschen Warnung auf die Bedrohung. Das Wasser sei die Lebensgrundlage für seine 240 Millionen Einwohner, teilte sie mit. Jeder Versuch, es zu stoppen oder umzuleiten, würde als Kriegshandlung gewertet werden.

China könnte im Konfliktfall Indiens Wasserversorgung verknappen

Auch in anderen Regionen des Kontinents wachsen die Konflikte um die Wasserversorgung. Aktivisten in Südostasien werfen China vor, mit einer Reihe von Staudämmen den Fluss des Mekong zu beeinflussen – zum Nachteil südlicher Anrainerstaaten wie Thailand. Und auch Indien könnte bald selbst mit einer ähnlichen Situation konfrontiert werden: Ende Dezember bewilligte China den Bau eines Staudamms in Tibet.

Das Vorhaben am Fluss Yarlung Tsangpo, der Richtung Indien fließt, wird den Plänen zufolge mit einer Leistung von 60 Gigawatt dreimal so groß ausfallen wie das bisher weltgrößte Wasserkraftwerk, der ebenfalls in China gelegene Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse.

Die Kontrolle über zentrale Flüsse verschafft China faktisch einen Würgegriff gegen Indiens Wirtschaft.
Denkfabrik Lowy Institute

Das Projekt, das bereits seit mehreren Jahren im Gespräch ist, löst in Indien die Sorge aus, dass China den Wasserdurchlauf erheblich verändern und im Konfliktfall absichtlich eine Wasserknappheit herbeiführen könnte. Indiens Außenministerium nennt die Staudammpläne „ein Megaprojekt mit vielen ökologischen Beeinträchtigungen, das die Interessen der unteren Anrainerstaaten unberücksichtigt lässt“.

Die australische Denkfabrik Lowy Institute wurde in einer Analyse noch deutlicher. „Die Kontrolle über zentrale Flüsse verschafft China faktisch einen Würgegriff gegen Indiens Wirtschaft“, schrieb das Forschungsteam.

Kaschmir-Tal

Pakistan rechnet zeitnah mit indischem Angriff

Die Regierung in Neu-Delhi sollte sich deshalb genau überlegen, ob sie ihre Kontrolle über Pakistans Wasserversorgung wirklich als Machtinstrument nutzen möchte. Sie würde damit einen Präzedenzfall schaffen, der Indien letztlich selbst am meisten schaden könnte – auch weil China ein enges Verhältnis mit der Regierung in Islamabad pflegt.

Verwandte Themen Indien China Asien

2016, als Indien bereits einmal öffentlich eine Kündigung des Wasservertrags mit Pakistan erwog, blockierte China einen Zufluss zum Yarlung Tsangpo. Offiziell wurde dementiert, dass beides miteinander zusammenhängt. Beobachter werteten die Aktion jedoch als Warnung, dass auch China im Ernstfall bereit sein würde, seine Wassermacht einzusetzen.

Mehr: Der Streit zwischen Indien und Pakistan eskaliert nach Anschlag in Kaschmir

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