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Beyond the obviousDer Euro ist keine Alternative zum Dollar

Der Euro soll zur globalen Machtwährung werden – doch selbst mit Safe Assets und mehr Handel in Euro bleibt ein Problem ungelöst. Die eigentliche Hürde liegt ganz woanders.Daniel Stelter 18.06.2025 - 11:59 Uhr
Der Autor: Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums beyond the obvious. Foto: Robert Recker/ Berlin
Beyond the obvious

Keine Chance für den Euro

15.06.2025
Abspielen 01:27:16

Bei der Einführung des Euros waren die Hoffnungen groß, die Währungsunion würde die Abhängigkeit vom Dollar verringern und den geldpolitischen Handlungsspielraum der Mitgliedstaaten erweitern. Nicht wenige Politiker glaubten, mit dem Euro die Dollar-Dominanz zu brechen und ein multipolares Weltwährungssystem zu schaffen.

Bekanntlich wurde daraus nichts. Der Euro spielt heute keine größere Rolle im Weltwährungswesen als die früheren Währungen der gegenwärtigen Mitgliedsländer – allen voran die Deutsche Mark.

Nun keimt neue Hoffnung auf. Die USA haben das Privileg der Weltwährung in den letzten Jahren überstrapaziert. Zwar weisen die Vereinigten Staaten seit Jahrzehnten Defizite im Außenhandel auf – was im Umkehrschluss bedeutet, dass sie der Welt dringend benötigte US-Liquidität zur Verfügung stellen – und haben sich dementsprechend im Ausland verschuldet.

Da die ausländischen Investoren bereit waren, eine geringere Verzinsung ihres Kapitals hinzunehmen, und es den USA zudem gelang, die eigenen Schulden immer wieder zu entwerten – man denke an die Verluste der deutschen Banken und Versicherungen in der Finanzkrise –, blieb die sogenannte Nettoauslandsposition relativ stabil. Das ist die Differenz zwischen dem Wert aller von Amerikanern im Ausland gehaltenen Vermögenswerte und den Vermögenswerten, die Ausländer in den USA halten.

Mit Beginn der Coronapandemie änderte sich dieses Bild jedoch. Die Nettoauslandsposition der USA hat sich massiv verschlechtert und liegt nun mit fast 100 Prozent des BIP im Soll. Treibender Faktor waren die anhaltend hohen Defizite des US-Staats bei gleichzeitig traditionell geringer Sparneigung der US-Haushalte. Eine Entwicklung, die auch unter günstigsten Umständen nicht anhalten könnte.

US-Präsident Trump hat den Dollar mit seiner Wirtschaftspolitik geschwächt. Foto: David Dermer/AP/dpa

Die Umstände sind aber nicht günstig. Nachdem das historisch einmalige Einfrieren der russischen Währungsreserven in Reaktion auf den Ukrainekrieg bereits zu einer Abkehr vom Dollar geführt hat, befeuert das politische Chaos in den USA eine Abwendung vom US-Kapitalmarkt.

Die US-Regierung gibt (unerwünschten) ausländischen Investoren zu verstehen, dass man deren Investitionen nicht willkommen heißt, betreibt offen eine Politik der Dollar-Abwertung und schafft die Voraussetzung, Erträge ausländischer Investoren mit einer Sondersteuer zu belegen. Kein Wunder, dass die Welt nach Alternativen zum Dollar sucht.

Kolumne – Beyond the obvious

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Ist das also endlich die Chance für den Euro? Vertreter der EU sehen dies so. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, erklärte in einer Rede an der Hertie School in Berlin, welche Voraussetzungen gegeben sein müssten, um dem Euro eine größere Rolle zu verschaffen.

Neben dem Festhalten an den Prinzipien des Freihandels geht es vor allem um die Vertiefung der europäischen Kapitalmärkte. Gemeint sind – wie so oft in der Diskussion – gemeinsame europäische Schulden, definiert als „Safe Assets“.

Es ist schon erstaunlich, dass viele Politiker und Ökonomen glauben, dass in einer Welt, in der namhafte Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vor zu hohen Staatsschulden warnen, die Ausweitung dieser Verschuldung das Vertrauen in eine Währung stärken würde.

Es braucht eine aktive Rolle des Staates

Was zu tun wäre, um dem Euro zu mehr Gewicht zu verhelfen, erklären die Ökonomen Jens van ’t Klooster und Steffen Murau in einer aktuellen Studie. Die Autoren sehen zwar auch die Notwendigkeit eines europäischen „Safe Assets“, betonen jedoch, dass selbst dann die Internationalisierung einer Währung kein Selbstläufer ist.

Sie erfordert eine aktive Rolle des Staates, insbesondere in der Gestaltung von Rahmenbedingungen für die Offshore-Schöpfung von Kreditgeld und die Bereitstellung von Sicherheiten und Liquiditätslinien. Dazu gehört auch, dass die EU, wie es China schon seit Jahren in Bezug auf seinen Renminbi mit einigem Erfolg tut, aktiv bei Handelspartnern darauf hinwirkt, den Handel in Euro und nicht in US-Dollar abzuwickeln.

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Schwer vorstellbar, dass die USA eine solche Vorgehensweise der EU hinnehmen würden – egal wer im Weißen Haus sitzt. Ohnehin dürfte die Lösung woanders liegen: Seit 20 Jahren fällt die EU in der Wirtschaftskraft gemessen am BIP pro Kopf im internationalen Vergleich zurück. Gelingt es, diesen Trend umzukehren, wird die EU auch wieder attraktiv für Investitionen und damit auch der Euro.

Erstpublikation: 15.06.2025, 10:28 Uhr.

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