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Homo oeconomicusRentenversprechen und Pflegekosten – ein Generationen-Clash mit Ansage

Renten-, Pflege- und Krankenversicherung geraten unweigerlich an ihre Leistungsgrenzen – und die Politik tut so, als könne sie so weitermachen wie immer, findet die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer. 20.08.2025 - 07:39 Uhr Artikel anhören
Die Autorin: Monika Schnitzer ist Vorsitzende des Sachverständigenrats. Foto: Klawe Rzeczy [M]

Über die (künftigen) Rentner der Babyboomer-Generation wurde im Sommer ein ganzes Füllhorn ausgeschüttet – Erhöhung der Mütterrente, Festschreiben des Rentenniveaus auf mindestens 48 Prozent, Festhalten an der „abschlagsfreien Rente mit 63“. Nun soll ein „Herbst der Reformen“ dafür sorgen, dass die Löcher im Bundeshaushalt gestopft werden. Dass dies gelingen wird, darf bezweifelt werden.

Die Lebenserwartung steigt und mit ihr die Dauer der Rentenbezüge. Die Zahl der Kinder nimmt ab und mit ihr die Zahl der Beitragszahler. Schon vor 20 Jahren kommentierte der ehemalige SPD-Chef Müntefering, Volksschule Sauerland würde ausreichen, um zu verstehen, dass ohne Reformen unsere Sozialversicherungssysteme an ihre Grenzen stoßen werden.

Das gilt nicht nur für das Rentensystem, sondern auch für das Kranken- und Pflegeversicherungssystem. So sind etwa die Ausgaben und Beitragssätze für die soziale Pflegeversicherung in den vergangenen Jahrzehnten so stark gestiegen wie in keinem anderen Zweig der Sozialversicherungen. Und sie werden sich bis 2050 noch einmal verdoppeln, wenn die Babyboomer pflegebedürftig werden.

Die Notwendigkeit der Reformen muss deutlich vermittelt werden

Reformen können an der Einnahmen- und an der Ausgabenseite ansetzen. So kann man die Einnahmen erhöhen, etwa durch höhere Beitragssätze und längeres Arbeiten. Und man kann die Ausgaben begrenzen, beispielsweise durch Begrenzung der Rentenanstiege.

Egal, für welchen Weg man sich entscheidet, die gesellschaftliche Akzeptanz solcher Maßnahmen wird davon abhängen, dass die Notwendigkeit solcher Reformen in aller Deutlichkeit vermittelt wird – und dass die Belastungen fair verteilt werden.

Als fair werden Reformen nur dann wahrgenommen, wenn alle ihren Beitrag leisten. Wer den gesetzlich Rentenversicherten Reformen zumutet, der darf auch vor den Beamten nicht haltmachen.

Sozialstaat

Am Kipppunkt – warum die Sozialsysteme an ihre Grenzen stoßen

Unfair wäre es auch, einseitig nur die junge Generation durch höhere Beitragssätze zu belasten.

Bei der Rentenversicherung kann dies nur vermieden werden, wenn die ältere Generation länger arbeitet und wenn die Renten beispielsweise an die Inflation gekoppelt würden statt an die Lohnentwicklung wie bisher üblich.

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Bei der Pflegeversicherung könnte eine Erhöhung der Beitragssätze für die jüngere Generation begrenzt werden, indem die Älteren in eine ergänzende private Vorsorge einzahlen. Der wissenschaftliche Beirat am BMWE hat dazu verpflichtende kapitalgedeckte Vorsorgefonds vorgeschlagen, in der die verschiedenen Alterskohorten für ihre eigene spätere Pflegephase ansparen. Wie eine Beispielrechnung zeigt, könnten selbst bei einer relativ niedrigen Kapitalrendite die Babyboomer über die kommenden 20 Jahre noch substanzielle Milliardenbeträge ansammeln, mit der die eigenen Pflegekosten später unterstützt werden könnten.

Höchste Zeit, offen darüber zu sprechen: Die Babyboomer müssen ihren Teil dazu beitragen, dass die Sozialversicherungssysteme nicht kollabieren.

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