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Homo oeconomicusFür mehr Wachstum brauchen wir auch mehr Mut zum Risiko

Die Rahmenbedingungen in Deutschland sind darauf ausgerichtet zu bewahren. Solange das so bleibt, werden wir die Wachstumskrise nicht überwinden.Clemens Fuest 12.08.2025 - 16:46 Uhr Artikel anhören
Der Autor Clemens Fuest ist Präsident des Ifo-Instituts. Foto: Klawe Rzeczy [M]

Die Bundesregierung will die Wachstumskrise, in der Deutschland sich befindet, überwinden. Der Schlüssel dazu ist eine Belebung der Innovationskräfte. Dazu fehlt bislang ein überzeugendes wirtschaftspolitisches Konzept.

Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte und Produktionsverfahren und Unternehmensgründungen sind riskant. Sie erfordern viel Kapital und einen langen Atem. Innovative Unternehmen müssen in der Lage sein, Verluste zu absorbieren und flexibel auf Erfolge und Misserfolge reagieren. Dazu gehört es, scheiternde Projekte schnell zu stoppen und die darin eingesetzten Ressourcen in andere Verwendungen zu leiten.

In Deutschland sind die Regelungen an den Kapital- und Arbeitsmärkten ebenso wie das Steuersystem wenig innovationsfreundlich. Sie sind eher darauf ausgerichtet, Bestehendes zu bewahren und Risiken zu meiden. Das ist gut gemeint, erschwert aber Innovationen. Das lässt sich anhand von drei Hindernissen zeigen.

Das erste ist die Regulierung der Kapitalmärkte. Deutschland weist eine hohe Sparquote auf. Prinzipiell wäre genug Kapital da, um eine neue Gründerzeit zu finanzieren. Große Teile der kapitalgedeckten Altersvorsorge sind aber so reguliert, dass die Ersparnisse der Bürger primär in Staatsanleihen fließen. Unternehmensgründer und selbst bereits sehr erfolgreiche Unternehmen wie Biontech müssen sich an amerikanische Kapitalgeber wenden, um sich zu finanzieren.

Die heimische Kapitalmarktregulierung wird damit gerechtfertigt, sie schütze die Sparer vor Verlusten. Dabei wird übersehen, dass Risiken von Investitionen in innovative Projekte durch Diversifizierung gemindert werden können. Mit höheren Risiken gehen außerdem auch höhere Renditechancen einher.

Kündigungsschutz als Innovationshindernis

Ein zweites Beispiel bietet der Umgang mit Verlusten im Steuerrecht. Damit riskante Investitionen nicht benachteiligt werden, ist es wichtig, dass Verluste mit Gewinnen verrechnet werden können.

In der deutschen Steuerpolitik dominiert aber die Haltung, Verlustverrechnung sei eher eine Form der unerwünschten Steuervermeidung und müsse so weit wie möglich begrenzt werden. So wird die Finanzierung von Unternehmensgründungen behindert.

Das dritte Innovationshindernis ist der deutsche Kündigungsschutz. Unternehmen müssen scheiternde Innovationsprojekte schnell abbrechen können. Dazu gehört es, Arbeitskräfte, die dafür eingestellt wurden, wieder entlassen zu können, ohne dass dadurch hohe Kosten entstehen.

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In Forschung und Entwicklung geht es um hochqualifizierte Arbeitnehmer, die schnell neue Jobs finden. In Dänemark wird geringer Kündigungsschutz mit guter Absicherung bei Arbeitslosigkeit verbunden. Dieser Ansatz wird als „Flexicurity“ bezeichnet und könnte zumindest für hochqualifizierte Beschäftigte in Deutschland übernommen werden.

Deutschland braucht durchdachte und umfassende Reformen für mehr Innovationsfähigkeit. Sonst wird eine dauerhafte Rückkehr zu höheren Wachstumsraten Wunschdenken bleiben.

Mehr: Die Koalition braucht dringend einen finanzpolitischen Kompass

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