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  4. In Südkorea gerät das Klonen von Haustieren in die Schlagzeilen

Asia TechonomicsHunde in Südkorea – zwischen Klonliebe und Verzehrverbot

Gerade hat Südkoreas Parlament das Schlachten von Hunden für den menschlichen Verzehr verboten. Da gerät ein anderer tierischer Trend ins Rampenlicht: das Klonen von Haustieren.Martin Kölling 18.01.2024 - 12:25 Uhr

685.203 Ansichten, Tendenz steigend – in Südkorea geht die Geschichte eines geklonten Hundes auf Youtube viral. Und nicht nur dort. „Mein Welpe ist wieder da“, betitelte eine junge südkoreanische Frau einen Zeichentrickfilm über ihre seelische Trauerreise nach dem Tod ihres sibirischen Samojeden namens Tico.

Um ihr Seelenleid zu überwinden, ließ die Influencerin ihren Liebling mit dem flauschigen weißen Fell gentechnisch wiederauferstehen – mit doppeltem Erfolg. Die Klonfirma schenkte ihr gleich zwei Tico-Kopien, mit denen sie schon am Ende ihres viralen Videos kuscheln kann. Es ist virales Marketing für die Klontechnik: „Ich hoffe, dass es Menschen hilft, die den Verlust eines Haustieres durchmachen“, sagt die Südkoreanerin.

Das Klonen an sich ist in Südkorea keine Sensation mehr. Das Land leistet bei Hundeduplikaten seit bald zwei Jahrzehnten Pionierarbeit. Doch nach den Bildern des doppelten, geklonten Influencer-Hunds wird nun in den Medien das Für und Wider des Klonens diskutiert. Dabei wurde der Hund in Südkorea erst kürzlich vollständig vom Nutz- zum Haustier erklärt.

Parlamentsentscheidung

Das hat mit einer Gesetzesentscheidung zu tun, die – das Wortspiel sei in diesem Fall verziehen – derzeit in aller Munde ist. Oder eben nicht mehr: Nach langen Diskussionen hat das Parlament in diesem Monat die kulinarische Tradition des Verzehrs von Hundefleisch verboten.

In Südkorea wurden jährlich Zehntausende Hunde zur Schlachtung gezüchtet, bis 2027 wird ihr Fleisch noch in mehr als 1000 Restaurants zubereitet. Wie wurde dieses Land gleichzeitig zum Sehnsuchtsort für Menschen, die Klone ihrer schmerzlich vermissten Vierbeiner zurück ins Leben holen wollen?

Schon im Jahr 2005 kopierte Hwang Woo-suk mit seinem Forscherteam von der Seoul National University einen Afghanischen Windhund. „Snuppy“, so sein Name, schaffte es als erster geklonter Hund ins Guinnessbuch der Rekorde. Professor Hwangs Karriere wurde allerdings durch einen Skandal um Veruntreuung und Verstöße gegen ethische Richtlinien beim Klonen menschlicher Embryonen zurückgeworfen.

Er schlug sich bei verschiedenen Genkopierfirmen durch, bis er ein neues lukratives Anwendungsfeld für sein Talent fand. Inzwischen kopiert er hauptberuflich Zucht- und Rennkamele in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Doch auch in seiner Heimat scheint er wieder aktiv zu sein. Die Firma Krio Asia wirbt damit, mit Hwangs Hilfe Hunde zu klonen. Umgerechnet 50.000 bis 70.000 Euro soll der Service kosten, sagt die Firma. Bei den Preisen war es bisher ein illustrer Kreis, der seine Erinnerungen an das geliebte Haustier in Form einer lebendigen Kopie wiederaufleben ließ. Der verstorbene Samsung-Chef Lee Kun-hee soll gleich zweimal die Dienste der Gentechniker in Anspruch genommen haben. In den USA machte Filmstar Barbara Streisand 2018 mit dem Geständnis Schlagzeilen, ihre Hündin geklont zu haben.

Harsche Kritik am Klonen schreckt die Anhänger nicht

Die Methode ist umstritten, denn sowohl die Spendertiere der Eizellen als auch die Leihmütter müssen dafür Torturen über sich ergehen lassen. Immerhin behaupten die Kloner, dass die Erfolgsquote bei der Einpflanzung inzwischen nicht mehr im niedrigen Prozentbereich liegt. Ansonsten ist das Verfahren Routine.

Krio Asia erklärt, dass die Körperzellen innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Tod des zu klonenden Tieres entnommen werden müssen. Danach ist der Zerfall der Zellen zu weit fortgeschritten, um sie noch verwenden zu können. Deshalb ist das Unternehmen rund um die Uhr erreichbar.

Die Zellen werden dann in Eizellen von Spenderhündinnen injiziert, zu Stammzellen entwickelt und der Leihhündin implantiert. Einige Wochen nach der Geburt kommen die Welpen dann nach Hause. „Der ganze Prozess dauert sechs bis sechseinhalb Monate“, verspricht Krio Asia.

Es muss nicht dabei bleiben, nur den vierbeinigen besten Freund des Menschen zu klonen. Das Unternehmen bietet das Einfrieren von Zellen Verstorbener, um sie später, wenn die Kosten für das Klonen gesunken oder die medizinischen Möglichkeiten gestiegen sind, wiederzubeleben.

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Das Einfrieren menschlicher Zellen kostet einmalig umgerechnet 125.000 Euro und ab dem fünften Jahr weitere 3500 Euro pro Jahr. Ein eingefrorener Hund kostet 2300 Euro und jährliche Lagerkosten von 230 Euro – emotionale Kosten nicht eingerechnet.

Mehr: Akkus und Stahl – USA werden für Japan und Südkorea zum schwierigen Partner

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