Akkus und Stahl: USA werden für Japan und Südkorea zum schwierigen Partner
Tokio. Die US-Regierung will mithilfe von Südkoreas Akkuherstellern die weltweite Vorherrschaft Chinas bei Batterien für Elektroautos brechen. Doch die ostasiatischen Verbündeten Washingtons machen gerade eine Erfahrung, die Unternehmen weltweit beunruhigen dürfte: Wenn es um Industriepolitik gegenüber China geht, greifen die US-Gesetzgeber zu umfassenden Maßnahmen, die auch die Verbündeten treffen. Anschließend müssen die Allianzen notdürftig geflickt werden.
Aktuellstes Beispiel sind die Subventionsrichtlinien für Elektroautos im Rahmen des Konjunkturpakets IRA. Die Steuervorteile und staatlichen Zuschüsse gelten nicht für Joint Ventures mit chinesischen, russischen, nordkoreanischen und iranischen Unternehmen. Anfang Dezember legte das Weiße Haus fest, dass der Anteil aus diesen Staaten unter 25 Prozent liegen muss, um nicht als „foreign entity of concern“ (FEOC) eingestuft zu werden.
Die Regierung von Präsident Joe Biden lobte sich selbst für die Idee. Die endgültigen Subventionsregeln würden den Auto- und Batterieherstellern „die Klarheit geben, die sie brauchen“, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses. Für einige südkoreanische Konzerne wird das jedoch zu einer großen Herausforderung.
Werk für Batterievorprodukte wird zum Problem
Im März einigten sich etwa der Batteriehersteller SK On und sein Zulieferer Eco Pro mit einem anderen chinesischen Lieferanten darauf, rund eine Milliarde Dollar in eine Fabrik für Batterievorprodukte in Südkorea zu investieren. Da das Land ein Freihandelsabkommen mit den USA hat, würden die Produkte unter die Subventionsregeln fallen – dachten die Partner.
Das Problem: Die Chinesen sollen 49 Prozent der Anteile halten, mehr als jetzt erlaubt. Also müssen die Südkoreaner entweder die Beteiligungsverhältnisse neu verhandeln oder Produkte aus der betroffenen Fabrik in andere Länder exportieren und ein weiteres Werk für die USA planen.
Nicht alle Batteriehersteller sind gleichermaßen betroffen. LG Energy Solution beispielsweise hat sich früh entschlossen, sicherheitshalber drei regionalisierte Lieferketten mit Fabriken in Asien, Europa und den USA aufzubauen. Doch beide Beispiele zeigen, wie schwierig die Planung von Lieferketten in Zeiten eines zunehmenden Protektionismus ist – und wie viel teurer als geplant obendrein.
Südkoreas Akku- und Chiphersteller versprachen früh hohe Investitionen in den USA, um sich Wohlwollen zu erkaufen. Präsident Biden nahm die Initiativen auch gerne an. Denn die Südkoreaner und der andere asiatische Verbündete Japan sind mit ihrem Batterie-Know-how unersetzlich, um Produkte der chinesischen Weltmarktführer wie CATL oder BYD aus den in Nordamerika produzierten Elektroautos fernzuhalten. Umso größer war das Entsetzen in Asien über die Details des IRA und das Infrastrukturgesetz.
Stahl-Deal stößt auf Widerstand
Nun schauen die Behörden nicht mehr nur auf die Herkunft der Unternehmen, sondern nehmen auch Komponenten und Materialien aus China ins Visier. Gerade die Koreaner sind dort jedoch ein wichtiger Kunde. Und plötzlich drohte sogar Autoherstellern, die in den USA gefertigte koreanische Batterien verwenden, ein Teil der Subventionen von 7500 Dollar pro Elektrofahrzeug verloren zu gehen.
Beunruhigend ist zudem, dass immer mehr US-Politiker offenbar generell nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden, sondern nur noch zwischen Amerikanern und Ausländern. Das muss gerade der japanische Stahlriese Nippon Steel bei seinem Versuch erfahren, den amerikanischen Rivalen US Steel für 14 Milliarden Dollar zu übernehmen.
Damit boten die Japaner den Aktionären fast doppelt so viel wie der US-Konzern Cleveland Cliff, der Minen und Stahlwerke betreibt. Ein guter Deal, sollte man meinen, zumal kein Verbündeter den USA nähersteht als Japan. Die US-Regierung vertraut Tokio sogar so sehr, dass beide Seiten bei der Chipentwicklung kooperieren wollen.
Dennoch formiert sich eine parteiübergreifende Front, um die Genehmigung des Kaufs durch die Kartellbehörden zu vereiteln. So findet es der demokratische Senator John Fetterman „absolut empörend“, dass US Steel an ein ausländisches Unternehmen verkauft werden soll, auch aus Gründen der nationalen Sicherheit. Damit wird der Stahldeal nach den Batteriesubventionen zum nächsten Lackmustest für die Offenheit der USA.
In der Kolumne Asia Techonomics schreiben Sabine Gusbeth, Dana Heide, Martin Kölling und Mathias Peer im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in der dynamischsten Region der Welt.






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Erstpublikation: 21.12.2023, 11:04 Uhr.







