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Prüfers KolumneEine Ode an die Führungskräfte über 60

Sie bringen ins Büro keinen überdimensionierten Thermobecher mit, sondern die Bereitschaft, auch nach 17 Uhr noch eine Führungsentscheidung zu treffen.Tillmann Prüfer 25.01.2025 - 10:02 Uhr
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Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“. Foto: Handelsblatt

Lange hat es so ausgesehen, als seien ältere Führungskräfte, also jene über 60, eine Spezies, die man tunlichst schnell in den Ruhestand schicken müsse. Wenn man nicht aufpasst, liken sie vielleicht einen sexistischen Witz auf Facebook. Aber nun wurde in der „Welt am Sonntag“ eine Studie der Personalberatung Heidrick & Struggles zitiert, die einen gegenläufigen Trend enthüllt haben will: Führungskräfte über 60 haben wieder bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Nach Jahren des Jugendwahns und der Altersdiskriminierung setzen Unternehmen nun wieder verstärkt auf Managerinnen und Manager, die man vor Kurzem noch in die Altersteilzeit komplimentiert hätte.

Die Studie zeigt, dass 61 Prozent der Unternehmen Geschäftsführer noch mit über 60 Jahren behalten. Die Begründung ist, dass die älteren Damen und Herren heute noch physisch und mental fit seien. Anders als in den Generationen zuvor haben sie noch kein Alkoholproblem, machen Pilates und joggen ins Büro.

Kommentar

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Ich denke, es gibt aber noch einen weiteren Grund: Mitarbeitende über 60 sind die Letzten, die nicht über Sinnhaftigkeit und den perfekt gebrühten Kaffee diskutieren.

Sie bringen ins Büro keinen überdimensionierten Thermobecher mit, sondern die Bereitschaft, auch nach 17 Uhr noch eine Führungsentscheidung zu treffen. Und sie reden nicht nur über Sabbaticals, Work-Life-Balance und den perfekten Ort für „Workation“.

Wenn 70 das neue 30 ist

Vielleicht ist es auch so, dass den Unternehmen nichts anderes übrig bleibt, weil man in keiner anderen Generation noch arbeitswillige Fachkräfte findet. Ein Drittel der Führungskräfte will laut der Studie freiwillig über 65 hinaus arbeiten. Und das Beste scheint zu sein, dass sie tatsächlich nicht nur über Arbeit reden, sondern sie dann auch tatsächlich tun. Vielleicht liegt ihr Erfolg darin, dass sie verstanden haben, dass Arbeit manchmal nur eines braucht: Leute, die sie einfach machen.

» Lesen Sie auch: Wieso so viele Leute in ihren 30ern mit der Arbeitswelt hadern

Mal sehen, wie lange es dauert, bis Unternehmen klagen, dass sie nicht genügend 60-Jährige finden, und beginnen, die über 70-Jährigen zu rekrutieren. Die können vielleicht vieles nicht mehr so schnell, aber möglicherweise immer noch schneller als der 30-jährige Kollege, der überlegen muss, ob diese Arbeit eigentlich das ist, was er wirklich will. Was ist denn mit den 80-Jährigen, können die nicht auch noch etwas machen? Immerhin muss es sich doch gelohnt haben, wenn man den Eingangsbereich barrierefrei gestaltet hat. Das Gute an denen wäre auch, dass man in dieser Gruppe in der nächsten Krise keine aufwendigen Abfindungen zahlen muss, sondern einfach warten kann, bis sie am Schreibtisch friedlich entschlafen.

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Schade ist allerdings, dass man die junge Generation nicht komplett gegen die Rentenkohorte ersetzen kann. Schließlich muss ja auch noch jemand in den Recruiting-Videos auf Tiktok tanzen können, ohne sich dabei einen Oberschenkelhalsbruch zuzuziehen.

Mehr: Reich in Rente – aber wie? Diese Beispiele zeigen den Weg

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