Kommentar: Trotz hoher Inflation: Ein bisschen Hoffnung darf sein

Die Zentralbank sollten den angekündigten Kurs dringend beibehalten.
Die deutsche Inflation im April liegt bei 7,4 Prozent: Das ist etwa das Niveau des Vormonats und entspricht auch ungefähr den Erwartungen. Der Trend, dass alles noch schlimmer wird und sogar die Befürchtungen übertroffen werden, hat damit an Kraft verloren.
Das ist eine gute Nachricht: Die Inflation kann nicht einfach wieder verschwinden, aber wenn die Dynamik nicht weiter zunimmt, ist das ein kleiner Schritt zur Besserung.
Wichtig ist jetzt, dass alle Akteure alles richtig machen. Allen voran natürlich die Europäische Zentralbank (EZB). Sie hat inzwischen relativ deutlich signalisiert, dass sie im Sommer ihre Anleihekäufe stoppt und bald auch die Zinsen erhöht.
Inflation: Bundesregierung sollte diszipliniert bleiben
Sie sollte sich auf diesem Kurs nicht beirren lassen und deutlich kommunizieren, dass das erst der Anfang der geldpolitischen Straffung ist.
Die Regierung sollte sich mit Steuererleichterungen und Subventionen zurückhalten, diese allenfalls auf die wirklich Bedürftigen zuschneiden. Denn wenn die Finanzpolitik großzügig ist, stärkt das die Nachfrage und treibt auch die Preise – der Effekt wird oft übersehen. Wichtig ist zudem, Maßnahmen klar zeitlich zu begrenzen.
Die Tarifpolitik spielt natürlich auch eine Rolle. Bisher ist im Euro-Raum, anders als in den USA, der Arbeitsmarkt noch nicht überhitzt und der Lohnanstieg meist noch deutlich unterhalb der Inflationsrate. Aber die Arbeitslosigkeit ist schon sehr niedrig, und hier und da, etwa bei der IG Metall, werden hohe Lohnforderungen laut.
Arbeitsmarkt trotz Inflation noch nicht überhitzt
Auch in dem Bereich wäre es inflationsdämpfend, wenn man die wirklich Bedürftigen unterstützt und Zuschläge zeitlich begrenzt, um die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale in Grenzen zu halten.
Wenn nicht zu viele Fehler gemacht werden und Krieg oder Covid nicht dramatisch eskalieren, gibt es eine Chance, die Inflation allmählich unter Kontrolle zu bekommen.




Dazu trägt auch bei, dass die bisherigen Preissteigerungen die Nachfrage dämpfen – wenn sie nicht künstlich ausgeglichen werden.
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Dieser Artikel erschien zuerst am 28.04.2022 um 17:48 Uhr.





