Der Chefökonom – Kommentar: Europa muss gemeinsam Verantwortung für den Euro übernehmen – dafür muss es jedoch umsteuern

Heute dominiert der US-Dollar das globale Finanzsystem wie selten zuvor.
Düsseldorf. Die Mütter und Väter des Euros hatten bei dessen Einführung stets den Hintergedanken, durch die gemeinsame Währung nicht nur die Integration Europas voranzutreiben, sondern auch ein Gegengewicht zur Weltwährung US-Dollar zu schaffen.
So war sich der erste Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, sicher, dass der Euro mit der Zeit „genauso wichtig“ werde wie der Dollar. „Der Euro wird sich zu einer wichtigen Weltwährung entwickeln“, gab sich der Notenbankchef seinerzeit im „Spiegel“-Interview zuversichtlich, auch wenn dies „ein Jahrzehnt oder auch länger“ dauern könne.
Die Vorteile einer gemeinsamen Währung liegen auf der Hand. Die Unternehmen des Euro-Raums müssen sich nicht mehr gegen Wechselkursschwankungen absichern, was Transaktionskosten spart. Überdies können sich Schuldner problemloser in einem größeren und liquideren Finanzmarkt finanzieren.
Nur dank der großen Nachfrage nach Dollar können die USA ihre hohen Handels- und Haushaltsdefizite problemlos finanzieren, sich also mit selbst gedrucktem Geld Güter aus aller Welt kaufen.
Zuletzt machte sich die EU-Kommission im Frühjahr 2021 dafür stark, den Euro zu einer Weltwährung zu machen. Auch EZB-Chefin Christine Lagarde stimmte damals in diese Bemühungen ein. Und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte mit Bedauern fest, dass die Rolle des Euros in den vergangenen Jahren „nicht stärker“ geworden sei, und forderte: „Wir müssen alles tun, um den Euro als wichtige Weltwährung zu platzieren, ohne uns dabei zu überheben.“





