Essay: Der Mythos vom Marshall-Plan: Kein Vorbild für die Ukraine

Das Wiederaufbauprogramm von 1948 gilt als Blaupause für die Nachkriegs-Ukraine, weil es wie eine „Initialzündung“ für den Wiederaufbau Westeuropas gewirkt habe.
Bonn. Im September 1944 – die Niederlage Deutschlands stand längst fest – lief die Propaganda-Maschine der Nationalsozialisten noch einmal zur Hochform auf. Mit dem geheimen, aber durchgesickerten „Morgenthau-Plan“, schrieb der „Völkische Beobachter“, wolle „das Weltjudentum die Deutschen versklaven“.
Tatsächlich hatte US-Finanzminister Henry Morgenthau vorgeschlagen, Deutschland nach Kriegsende zu deindustrialisieren. Ein agrarisches Armenhaus sollte es werden, von dem nie wieder Gefahr für den Weltfrieden ausgehen würde.
Die NS-Propaganda knüpfte ihre Durchhalteparolen an Warnungen vor „Judas Mordplan“ und dem „fanatischen Hasser“ Morgenthau. Selbst Adolf Hitler ging in seiner letzten Rundfunkrede im Januar 1945 auf die US-Nachkriegsplanungen ein und appellierte an die „Widerstandskraft unserer Nation“, um die „jüdisch-internationale Weltverschwörung“ abzuwehren.
Hitler hatte allerdings nur einen Popanz aufgebaut. Denn der US-Generalstab und die Nachkriegsplaner im State Department hatten Morgenthaus Konzept eines „Straffriedens“ bereits seit Monaten ad acta gelegt.
Die Planungsstäbe wussten: Würde Deutschland eine industrielle Wüste in der Mitte Europas, könnte (West-)Europa nicht wieder aufgebaut werden, was den politischen, aber auch ökonomischen Interessen der USA widersprochen hätte.





