Essay: Deutschlands Umgang mit Russland: Freiheit sollte über Wohlstand stehen

Lange hat Deutschland Putin immernoch als möglichen Partner gesehen und Geschäfte mit ihm gepflegt. Doch diese Zeiten müssen vorbei sein.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit seinem Wort von der „Zeitenwende“ eine Chiffre geprägt. Dafür, dass Deutschland sich ändern muss, weil die Welt sich verändert hat. Noch bleiben Scholz’ Beschreibungen des notwendigen Wandels allerdings eher dürr und spröde: mehr Rüstung, weniger Energieabhängigkeit von Russland.
War’s das? Oder muss Deutschland mehr tun, seine Rolle als Mittelmacht ganz anders wahrnehmen? Das würde mehr erfordern, als lediglich den Rüstungshaushalt aufzustocken. Scholz’ Sondervermögen für die Bundeswehr wird nicht der Ablassbrief werden, der uns vor einer Korrektur des politischen Kurses der Bundesrepublik bewahrt.
In der jüngeren Vergangenheit haben wir zu oft unseren Wunsch für die Realität gehalten, wenn wir auf Russland schauten. Dabei haben wir den Unterschied zwischen der Sowjetunion und Putins Reich übersehen.
Die disruptive Energie der Sowjetunion entfaltete sich ab 1917, mit dem Anspruch der Bolschewiken, die Revolution zu exportieren. Doch der umstürzlerische Impetus erlahmte und mündete in die Politik der friedlichen Koexistenz mit dem Westen.





