Kommentar Anleger sollten die baldige Dax-Korrektur lieben lernen

Anleger könnten von der Erfahrung aus dem vergangenen Börsenjahr profitieren.
Was ist das für eine tolle Börsenrally! Seit Anfang November ist der Dax um rund 35 Prozent gestiegen. Eine Feier, die so schöne Phasen hatte: Mal sorgten die Papiere der Corona-Gewinner für ausgelassene Stimmung. An anderen Tagen wiederum waren es Titel, die von der Wiedereröffnung der Volkswirtschaft profitieren. Es war kaum ein Gast dabei, der nicht mitfeiern durfte.
Doch nun ist es Zeit, an das Ende der Party zu denken, um einen kräftigen Kater zu vermeiden. Das bedeutet je nach Risikoneigung: Anleger sollten mit relativ engen Stop-Loss-Kursen die Gewinne absichern oder in den folgenden Tagen oder Wochen über Verkäufe die Cashquote erhöhen.
Denn das gesamte Börsenbild zeigt extrem viele Warnhinweise: Laut Anlegerstimmung sind nur noch wenige Investoren bereit zu kaufen. Die aktuelle Euphorie – ein Kontraindikator, der folglich bald fallende Kurse signalisiert – ist vor allem in den USA viel zu hoch, um noch ignoriert zu werden. Die technische Analyse vermittelt zwar einen intakten Aufwärtstrend. Doch die Märkte insgesamt sind überhitzt, also zu schnell zu hoch gestiegen.
Hinzu kommen saisonale Faktoren: In den Sommermonaten neigen die Aktienmärkte zur Schwäche. Und die alte Börsenregel „Sell in May“ hat nach solch einem fulminanten Jahresauftakt wie 2021 eine deutlich höhere Prognosequalität.
Natürlich können die Aktienkurse noch weiter steigen. Es ist fast unmöglich, das genaue Ende einer Rally vorherzusagen. Beim Dax würde selbst ein Sprung über die Marke von 16.000 Punkten nur noch ein Plus von etwas mehr als drei Prozent bedeuten. Doch das Risiko fallender Kurse ist mittlerweile größer als die Chance auf noch deutlich höhere Notierungen.
Korrektur als Chance für die Anleger
Auf diese Korrektur sollten sich Anleger freuen. Was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, entpuppt sich in der Realität als Chance. Denn so können aktive Anleger eine höhere Performance erzielen als der Markt insgesamt.
Um das zu verstehen, reicht ein Blick auf das vergangene Börsenjahr. Mit einem Indexfonds oder -zertifikat auf den Dax hätten Anleger 2020 ein Plus von weniger als vier Prozent erzielt, wenn sie das gesamte Jahr voll investiert geblieben wären.
Die Rendite hätte jedoch noch deutlich höher sein können. Nämlich dann, wenn ein Investor Anfang Februar, als der deutsche Leitindex neue Höchststände erreichte, einen kleinen Teil seines Depots verkauft hätte und irgendwann im Zuge der Rally nach dem Crash wieder eingestiegen wäre.
Das Beispiel des Börsenjahres 2020 soll nicht heißen, dass es erneut zu einem vergleichbaren Crash kommt. Das gilt aus heutiger Sicht als extrem unwahrscheinlich. Wahr ist aber auch: Es gibt keinen Crash auf Ansage, schon gar nicht können solche Propheten den exakten Zeitpunkt vorhersagen. Solche Geschichten zählen zu den schönsten Märchen einer jeden Börsenrally.
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