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  4. Neuralink: Elon Musks Hirnchip-Pläne sind noch Science-Fiction

KommentarBei Elon Musks Hirnchip-Plänen sollte die Öffentlichkeit genau hinschauen

Der Tesla-Chef träumt von Wunderheilungen und Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Regulierer und Musk-Fans sind gut beraten, kritisch zu bleiben.Alexander Demling 30.08.2020 - 12:39 Uhr
Der Tesla-CEO hat das Schwein „Gertrude“ präsentiert. Im Kopf des Tieres befindet sich Musks neue Investition: der Neuralink-Chip. Als drahtlose Schnittstelle zum Gehirn soll dieser bei der Heilung neurologischer Erkrankungen helfen.

San Francisco. Wenn jemand Wissenschaft zu Popkultur machen kann, dann Elon Musk. Als sich der Schauspieler Robert Downey jr. 2007 auf seine Rolle als „Iron Man“ vorbereitete, traf er sich mit dem Tesla-Chef. Niemand kann die Öffentlichkeit besser von einer technologischen Zukunft begeistern, in der Elektroautos, Marskolonien und Gedankenübertragung alltäglich werden.

Neuralink, sein jüngstes Projekt, ist das vielleicht beste Beispiel: Die Präsentation des aktuellen Prototyps seines Gehirnchips war eine Show mit Versuchsschweinen auf einem Laufband und Musk, der die Wartezeit auf eine schüchterne Sau überspielen muss. So begeistert man junge Menschen für Naturwissenschaft und für das eigene Unternehmen.

Wie so oft bei Musk lohnt es sich, genau hinzusehen. Seine Prophezeiungen, Neuralink könne bald schon unzählige Nervenleiden behandeln, sind gemessen am aktuellen Stand der Technologie Science-Fiction – oder in diesem Fall Schweins-Fiction.

Bisher behandelt Neuralink noch nicht einmal kranke Schweine, und selbst dann ist die Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Tierversuchen auf Menschen schwierig. Wissenschaftler, die an ähnlichen Hirn-Implantaten forschen, sehen manchen interessanten Fortschritt bei Neuralink, aber keinen Grund, heute schon von einer „Iron Man“-gleichen Fusion von menschlicher und künstlicher Intelligenz zu fantasieren.

Unfassbares zu versprechen und immerhin manches davon einzuhalten, das ist die Methode Musk. Es ist in der Medizin aber viel verwerflicher, leichtfertig über Fortschritte zu parlieren, die vielleicht nie eintreten. Es geht nicht um eine leistungsfähigere Autobatterie, sondern um die Hoffnungen todkranker Menschen.

Neuralink braucht ein Korrektiv

Es ist ein Geschenk, dass der fünftreichste Mensch der Welt sich immer neuer Menschheitsprobleme annimmt und sein Geld, Genie und Marketingtalent in die Waagschale wirft. Doch Musk ist nicht der unfehlbare Superheld, zu dem ihn viele seiner Fans stilisieren. Er ist ein getriebener Unternehmer, dessen Ungeduld mit Mitarbeitern und dem technologischen Fortschritt segensreich oder katastrophal sein kann.

Das Neuralink-Team hat bisher kaum wissenschaftliche Aufsätze veröffentlicht. Bei sogenannten Bleeding-Edge-Technologien, die neu und hochriskant sind, ist immer Vorsicht geboten. Bei solchen, die menschliche Gehirne manipulieren sollen, umso mehr.

Ein Start-up wie Neuralink braucht als Korrektiv kritische Zulassungsbehörden und eine Öffentlichkeit, die Fortschritt feiert, es aber vermeidet, einem charismatischen Gründer aus der Hand zu fressen. Um darauf zu kommen, braucht es nicht mal einen Hirnchip. Dazu reicht der Menschenverstand.

Mehr: „Ein Fitbit für den Schädel“ – Musk stellt den Gehirnchip Neuralink vor

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