Kommentar: Das EZB-Corona-Hilfsprogramm ist Sozialismus der guten Art

Die beiden weltweit wichtigsten Notenbankchefs treiben die Strategie ihrer Häuser voran.
Die europäischen Regierungen haben bisher vor allem jeweils für sich versucht, die Coronakrise zu bekämpfen. Wieder einmal blieb es deshalb der Europäischen Zentralbank (EZB) überlassen, den Zusammenhalt der Euro-Zone zu gewährleisten.
Das geht zwangsläufig nicht ohne eine gewisse Vergemeinschaftung von Risiken. Man könnte das auch als eine Art von Sozialismus bezeichnen. Aber gerade jetzt ist es richtig, dass die Notenbanken Risiken übernehmen.
Die US-Notenbank (Fed) und die EZB haben nach und nach ihre Versprechen ausgeweitet, in immer mehr Märkten immer mehr zu kaufen. Dabei haben sie zunächst versucht, die Märkte liquide zu halten.
Zugleich übernehmen sie Risiken, wenn die EZB etwa Anleihen von hochverschuldeten Staaten kauft oder die Fed kurzfristige Zinspapiere amerikanischer Unternehmen stützt.
Menschen sind wichtiger als Wirtschaft
Auf diese Weise werden längst nicht alle Risiken sozialisiert. Aktienbesitzer verbuchen einen erheblichen Anteil der wirtschaftlichen Verluste, die durch die grassierende Coronakrise entstehen und vor allem noch entstehen werden. Viele von ihnen haben zuvor erhebliche Gewinne eingefahren, die jetzt zu einem großen Teil verschwunden sind.
Außerdem vergesellschaften nicht nur die Notenbanken Risiken. Die Regierungen tun es auch, und sie sind auch in erster Linie dafür zuständig. Aber die Notenbanken unterstützen sie dabei durch großzügige Finanzierung und nehmen selbst auch höhere Risiken in Kauf.
Bemerkenswert ist auch, dass alle Staaten zurzeit bei ihrer Krisenbekämpfung riesige wirtschaftliche Folgen hinnehmen, um Menschenleben zu retten. Denn die Programme zur Unterdrückung der Krankheit werden nicht nur dazu führen, dass mehr Betroffene in den Kliniken versorgt werden. Die Krise wird dadurch auch erheblich länger dauern.





