Kommentar – Der Chefökonom: Fachkräfte brauchen dringend Wohnungen – doch die fehlen überall


Kein Ziel hat die Bundesregierung so eklatant verfehlt wie die Pläne zum Neubau.
Die Bauwirtschaft steckt mitten in schwierigen Zeiten. Preisschübe bei energieintensiv produzierten Materialien wie Stahl, Glas und Zement verteuern das Bauen kräftig. Gleichzeitig steigende Zinsen – als geldpolitische Antwort auf die Teuerung – und auslaufende Förderprogramme lassen viele geplante Baufinanzierungen platzen.
Anders als in ökonomischen Lehrbüchern beschrieben, zeichnet sich auf dem Wohnungsmarkt keine Annäherung von Angebot und Nachfrage ab, sondern ein weiteres Auseinanderdriften. Denn bei einer steigenden Anzahl von Haushalten können höhere Preise die Nachfrage nur begrenzt drücken – schließlich ist Wohnraum ein lebensnotwendiges Gut.
Nach Berechnungen der Bauwirtschaft müssen Neubauten in Metropolen derzeit mindestens für 18 Euro pro Quadratmeter vermietet werden, um alle Kosten zu decken – und zwar kalt. Eine 100-Quadratmeter-Wohnung würde dann mit allen Nebenkosten schnell 2.500 Euro pro Monat kosten, weit mehr, als die meisten Beschäftigten netto verdienen. Europas größter Vermieter Vonovia kündigte deshalb an, sämtliche Neubauprojekte zu stoppen. Der bestehende Wohnraummangel wird dadurch nicht gerade kleiner.
„Wohnen ist ein Grundbedürfnis“, hatten SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag betont und versprochen, „das Bauen und Wohnen der Zukunft bezahlbar, klimaneutral, nachhaltig, barrierearm und innovativ“ zu machen. „Unser Ziel ist der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen“. Wohl kein anderes Ampel-Vorhaben wurde so eklatant verfehlt.





