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KommentarDer Industriestrompreis ist nur ein teures Trostpflaster

Selbst mithilfe des Staates wird die Industrie in Deutschland mehr für Strom bezahlen als etwa in den USA. Klar ist schon jetzt, dass die hohen Hilfen auf Dauer nicht durchzuhalten sind.Klaus Stratmann 03.11.2025 - 15:54 Uhr
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Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche: Der Industriestrompreis wird deutlich über dem Niveau wichtiger Wettbewerbsmärkte liegen. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Der von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche zum 1. Januar 2026 angekündigte Industriestrompreis wird jährlich Milliarden kosten – und dennoch nur ein Trostpflaster sein.

Wenn man den durchschnittlichen Preis des Jahres 2024 im Stromgroßhandel von 80 Euro je Megawattstunde anlegt und darauf den von der EU ersonnenen Beihilferahmen Cisaf anwendet, ist ein Industriestrompreis in Höhe von 72,50 Euro möglich. Das liegt deutlich über dem Niveau wichtiger Wettbewerbsmärkte. Hinzu kommt, dass die Entlastung auf drei Jahre befristet ist.

In den USA sichern einzelne Bundesstaaten ansiedlungswilligen Unternehmen Strompreise von drei US-Cent über 20 Jahre zu – 30 Dollar pro Megawattstunde. Mehr muss man nicht wissen.

Es ist nicht zu erwarten, dass es der Bundesregierung in Verhandlungen mit der EU-Kommission gelingt, bessere Konditionen herauszuschlagen. Und das kann sie auch gar nicht wirklich wollen: Sie kann es nicht bezahlen.

Wenn man alle Entlastungen bei den Stromkosten addiert, die die Bundesregierung aufbieten muss, um das Sterben der energieintensiven Industrie nicht weiter zu beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft insgesamt nicht zu gefährden, landet man bei mittleren zweistelligen Milliardenbeträgen pro Jahr.

Höchstspannungsleitungen: Die Politik kann die Ineffizienz des Systems nicht mit Geld heilen. Foto: imago images/Jochen Tack

Sie übernimmt die Kosten für die Erneuerbaren-Förderung, sie zahlt einen Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten, sie senkt die Stromsteuer für das verarbeitende Gewerbe, sie zahlt eine Strompreiskompensation für große Stromverbraucher – und jetzt kommt der Industriestrompreis obendrauf.

Die Ineffizienz des Systems lässt sich nicht mit Geld heilen

Auf Dauer lässt sich das nicht durchhalten. Die Politik kann die Ineffizienz des Systems nicht mit Geld heilen.

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Darum müssen die Gesamtkosten runter. CDU-Politikerin Reiche hat kürzlich ein paar wichtige Schritte angekündigt. Der Ausbau der Erneuerbaren muss besser mit dem Ausbau der Netze verzahnt werden, die Rückkehr zu oberirdischen Stromleitungen muss wieder zum Standard werden, bei der Offshore-Windkraft gibt es Einsparpotenziale.

Ohne diese und weitere Maßnahmen bleibt das System unbezahlbar. Daran ändert auch ein Industriestrompreis nichts.

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