Kommentar: Der Lieferdienst „Mein Aldi“ kommt genau zur richtigen Zeit


Der demografische Wandel könnte dem Discounter in die Karten spielen.
Bisher gibt es keinen großen Discounter, der Lebensmittel an seine Kunden selbst ausliefert. Lediglich in einigen Ländern wie in den USA, Großbritannien oder der Schweiz testen Lidl und Aldi die Auslieferung – dort allerdings nutzen sie für die Lieferung Partner wie Doordash oder Instacart.
Umso bemerkenswerter ist der aktuelle Vorstoß von Aldi Süd, einen komplett selbst organisierten Lieferdienst in Deutschland zu testen. Auch wenn es erst mal auf drei Städte begrenzt ist und noch völlig offen ist, ob der Service breit ausgerollt wird – die gesamte Konkurrenz wird das mit bangen Blicken beobachten.
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Denn klar ist: Aldi setzt in der Branche die Standards. Das gilt nicht nur für die Preise, an denen sich selbst Rewe und Edeka orientieren, oder für die Gestaltung der Märkte. Auch wenn Aldi einen neuen Service einführt, kann das der Wettbewerb nicht einfach ignorieren.
Auch käme ein Lieferdienst von Aldi genau zur richtigen Zeit. Die Start-ups haben den Boden bereitet, sehr viele Verbraucher sind auf den Geschmack gekommen, sich Lebensmittel nach Hause liefern zu lassen. Was für viele Menschen bisher undenkbar war, wird mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit.
Doch mittlerweile schwächeln viele der neuen Anbieter. Wer jetzt die finanzielle Kraft hat, einen gut durchdachten Dienst auf die Beine zu stellen, trifft nicht mehr auf allzu viel Konkurrenz.
Aldi könnte Senioren einen echten Mehrwert bieten
Dazu kommt: Ein Lieferdienst von Aldi könnte eine ganz neue Zielgruppe gewinnen. Start-ups wie Gorillas oder Flink zielen eher auf die Hipster in den Großstädten, die sich schnell noch eine Tüte Chips und eine Dose Energydrink für den Netflix-Abend besorgen wollen. Das ist eine Klientel, die weder verlässlich regelmäßig bestellt noch viel Geld ausgibt. Und es sind Kunden, die ständig mit Rabatten und Marketingaktionen umworben werden müssen.
Aldi dagegen ist eine Marke, die jeder kennt und der breite Bevölkerungsschichten bereits vertrauen. Der Händler könnte damit für einen Lieferdienst sogar Senioren als Kunden gewinnen, denen es schwerfällt, die Einkäufe aus dem Geschäft nach Hause zu tragen.






Diese Kundengruppe dürfte auch bereit sein, eine entsprechende Liefergebühr zu bezahlen, weil der Service für sie einen echten Mehrwert bietet. Damit könnte der demografische Wandel dem Discounter Aldi in die Karten spielen.
Immer mehr ältere Menschen nutzen das Handy als selbstverständliches Kommunikationsmittel. Wenn es Aldi schafft, eine App zu bieten, die sich intuitiv bedienen lässt und auch für ältere Nutzer keine Hürden aufbaut, könnte das eine Erfolgsgeschichte werden.





