Kommentar: Deutsches Steuergeld für ägyptischen Milliardär?

Staatsgeld für die Rettung des finanziell angeschlagenen Reiseveranstalters FTI? Wer allein den Taschenrechner fragt, müsste dem Unterfangen wohl zustimmen.
Zwar sind es immer noch mehr als 500 Millionen Euro, mit denen das Münchener Urlaubsunternehmen beim staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in der Kreide steht. Doch wenn der Bundeswirtschaftsminister auf die vereinbarte Tilgung bis spätestens 2027 drängt, droht Europas drittgrößtem Urlaubsanbieter vermutlich das Aus und dem Staat eine Zusatzbelastung in nahezu gleicher Höhe.
Allein gut 250 Millionen Euro an Bürgschaften stünden für den Bund und das Land Bayern im Feuer, die sie während der Coronakrise für einen Bankkredit an FTI hinterlegt haben.
Auch der Deutsche Reisesicherungsfonds, der seit Kurzem unbeschränkt für Pauschalreise-Anzahlungen haftet, würde um rund 200 Millionen Euro ärmer – und müsste zunächst wohl auf Staatskosten wieder aufgefüllt werden.
Ägyptische Milliardärsfamilie wäre größter Profiteur
Hinzu kommt, dass FTI Touristik in Deutschland 1124 Mitarbeiter beschäftigt, die im Falle einer Insolvenz drei Monate lang aus der Sozialkasse bezahlt werden müssten.
Nur: Größter Profiteur einer Rettung wäre ausgerechnet eine ägyptische Milliardärsfamilie. Seit 2014 haben der in Kairo geborene Samih Sawiris und sein Sohn Nagib laut den Geschäftsberichten 160 Millionen Euro in das Münchener Unternehmen gesteckt, um ihren Anteil auf 75,1 Prozent auszubauen.
Winkt dem namentlich offiziell nicht genannten Finanzinvestor, mit dem die Ägypter aktuell über einen Firmenverkauf verhandeln, ein staatlicher Schuldenschnitt, könnten sie zumindest einen Teil ihrer Gelder zurückerlangen. Gibt es ein Veto aus Berlin, müssten sie die Hoffnungen darauf begraben.
Also deutsche Steuergelder für einen ägyptischen Milliardär? Finanziell wäre es die richtige Entscheidung, aber die Politik dürfte mit Blick auf die Wähler davor zurückschrecken.
Erstpublikation: 03.04.2024, 16:22 Uhr.