Kommentar: Das deutsche Steuerrecht ist ein Eldorardo für Trickser
Politik und Verwaltung hätten sich des neuen Steuertricks viel früher annehmen müssen.
Köln. Es ist wieder so weit: Ein Steuerskandal empört die Republik. Zahlreiche gut verdienende Unternehmer haben mit einem trickreichen Modell ihre Steuern gedrückt und viele Millionen Euro gespart. Der Schaden soll sich auf eine halbe Milliarde Euro belaufen. Etwa 100 Beschuldigte haben sich verdächtig gemacht, darunter 50 sehr vermögende Einzelpersonen.
Nun ermitteln Steuerfahnder und Staatsanwälte. Das ist gut so. Schlecht ist, dass sich Politik und Verwaltung des Themas nicht früher angenommen haben. Im Bundesfinanzministerium und in den 16 Finanzministerien der Länder sollte genug Expertise vorhanden sein, um solche „Steuergestaltungen“, wie ihre Erfinder sie nennen, frühzeitig zu verhindern.
Warum, so fragt man sich, hat der Staat im Wettlauf mit Anwälten und Steuerberatern ständig das Nachsehen? Seit 2013 haben die Vermögenden das jetzt öffentlich bekannt gewordene Steuerschlupfloch beim Umwandlungssteuergesetz genutzt. Es schien ihnen zu erlauben, Steuern auf hohe Gewinne mittels künstlich erzeugter Verluste zu minimieren. Erst jetzt, Mitte 2021, hat der Gesetzgeber dieser Praxis einen Riegel vorgeschoben.