Kommentar: Deutschland muss von einer Ausstiegs- zu einer Einstiegsgesellschaft werden

Sebastian Matthes ist Chefredakteur des Handelsblatts.
Wenn Archäologen und Historiker in einigen Jahrhunderten einmal über das politische Deutschland dieser Tage forschen, dann werden sie auf die Spuren einer Spezies stoßen, die vor allem wusste, was sie nicht mehr will.
Das Ende der Atomkraft: beschlossene Sache. Fracking? Das sollen mal lieber die Holländer machen. Windräder? Schon irgendwie, aber nur, wenn sie nicht in Bayern stehen. Künstliche Intelligenz? Klingt gefährlich, lasst uns da erst einmal über Regeln sprechen. Grüne Gentechnik? Wir in Deutschland haben auch so genug zu essen. Arbeiten? Klar, aber aus dem Homeoffice, am liebsten in einer Viertagewoche und ohne E-Mails nach 17 Uhr. Und bis das alles durchgesetzt ist, bürokratisieren wir uns mit Zeiterfassung zu Tode.
Deutschland hat sich von einer Aufstiegs- in eine Ausstiegsgesellschaft verwandelt, die vom Wohlstand vergangener Tage lebt. Ifo-Chef Clemens Fuest prophezeit im Handelsblatt-Gespräch „magere Jahre“. Es werde kein Wirtschaftswunder geben, wie vom Kanzler behauptet, „sondern eher etwas in Richtung Schweiß und Tränen“.





