1. Startseite
  2. Meinung
  3. Kommentare
  4. Kommentar: Deutschland sollte keine neuen Konjunkturpakete bekommen

KommentarDeutschland sollte keine neuen Konjunkturpakete bekommen

Trotz düsterer Wirtschaftslage war für die Bundesregierung klar: keine neuen Konjunkturpakete. Doch die diskutierte Senkung der Stromsteuer könnte zu einer gefährlichen Trendumkehr führen.Julian Olk 25.07.2023 - 18:19 Uhr
Artikel anhören

Eine Senkung der Stromsteuer wäre keine Alternative zu einem Industriestrompreis, sondern ein klassischer Nachfrageimpuls.

Foto: dpa

Die Lage war ohnehin schon miserabel – doch die konjunkturellen Aussichten in Deutschland verschlechtern sich immer weiter. Die Rezession im zweiten Halbjahr 2022 war wohl nur der Anfang der Krise.

Im Winter war die Lage noch eindeutig: Die privaten Haushalte litten unter den hohen Energiepreisen. Die Energiepreisbremsen sollten das Schlimmste verhindern. Aber allgemeine Konjunkturhilfen waren keine Option. Denn die drohten die Inflation noch weiter anzuheizen.

Inzwischen ist der Weg zur richtigen Reaktion komplizierter geworden. Nun ist die Industrie das Kernproblem. Produktionen werden eingeschränkt, das Auftragspolster nimmt immer weiter ab. Das verarbeitende Gewerbe hat zunehmend ein Nachfrageproblem.

Ein Konjunkturpaket könnte dort helfen. Und diese Rufe werden kommen. Die Wirtschaft hat in Berlin die bessere Lobby als die privaten Haushalte.

Doch die Bundesregierung sollte diesen Forderungen unbedingt widerstehen. Die Inflationsgefahr ist trotz rückläufiger Teuerungsraten längst nicht gebannt, die Kerninflation weiter gefährlich hoch. Ein Konjunkturpaket könnte insgesamt mehr schaden als nutzen.

Senkung der Stromsteuer ist keine Alternative

Die ersten Bitten haben schon verfangen. Finanzminister Christian Lindner hat die Reduzierung der Stromsteuer vorgeschlagen. Der FDP-Chef präsentiert diesen Vorschlag als Alternative zum Industriestrompreis von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Allerdings handelt es sich keineswegs um eine Alternative, energieintensive Unternehmen sind schon jetzt von der Stromsteuer ausgenommen. Profitieren würden vor allem die Bürgerinnen und Bürger. Eine verringerte Stromsteuer wäre also ein klassischer Nachfrageimpuls.

Und genau das ist besonders gefährlich. Eine künstliche Senkung des Strompreises würde die Nachfrage für Strom an sich erhöhen. Das würde notwendige Einsparungen behindern und wiederum den Strompreis antreiben. Das kann sich Deutschland mit Blick auf das Inflationsproblem nicht erlauben und steht in keinem Verhältnis zum Effekt, den es auf die Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage hätte.

Verwandte Themen
Rezession
Industriestrompreis
Deutschland
Wirtschaftspolitik
Konjunktur
Inflation

Konjunkturimpulse wie eine Stromsteuersenkung mögen zwar Wählerstimmen bringen, positive gesamtwirtschaftliche Effekte aber kaum. Wichtiger wäre es, an den strukturellen Problemen weiterzuarbeiten: Superabschreibungen, ein grundlegendes Reformkonzept für international wettbewerbsfähige Unternehmensteuern, den industriellen Wandel zulassen.

Doch die Gefahr, dass sich die Ampel dem Lockruf der Konjunkturpakete nicht entziehen kann, ist groß. Im Herbst stehen in Bayern und Hessen die nächsten Landtagswahlen an.

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt