Kommentar: Die gefährliche Linke – Frankreichs unterschätztes Neuwahl-Risiko


Es gehört zum guten Stil in der Welt der Diplomatie, sich nicht in die Wahl anderer Länder einzumischen. In Deutschland scheint die Angst vor einem Sieg des rechtsnationalen Rassemblement National (RN) bei den französischen Parlamentswahlen so groß zu sein, dass selbst der Kanzler mit dieser Regel bricht: Er hoffe, dass „Parteien erfolgreich bei der Wahl sind, die nicht Marine Le Pen sind“. So hat der Kanzler es ausgedrückt. Das Credo: Es geht bei dieser Parlamentswahl um den „Kampf gegen rechts“, nichts ist schlimmer als eine Regierungsbeteiligung des RN.
Völlig unterschätzt allerdings wird das Risiko, das vom Nouveau Front Populaire (Neue Volksfront, NFP) ausgeht. Ein Sieg des Linksbündnisses hätte ebenfalls gravierende Folgen für Deutschland und Europa. Wer sich genauer mit Programm und Protagonisten befasst, erkennt: Der NFP ist keine Alternative, die dem rechtsnationalen Lager vorzuziehen ist.
Radikale Kräfte sind tonangebend
In der Volksfront haben sich Sozialisten, Grüne, Kommunisten und das Unbeugsame Frankreich (LFI) zusammengeschlossen. Es ist eine sonderbare Allianz zwischen der linken Mitte und dem linken Rand, die sich als „Anti-RN-Bollwerk“ präsentiert. Um die Wähler nicht zu verschrecken, bemüht sich die Volksfront um ein moderates Auftreten. Sogar der sozialistische Ex-Präsident François Hollande kehrt für das Bündnis in die Politik zurück und tritt in einem Wahlkreis bei der Parlamentswahl an.





