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KommentarDie Notenbanken sind zur Rettung in der Not verdammt

Die Zentralbanken waren in der Geschichte immer wieder als Krisenhelfer gefragt. Die EZB bestätigt diese Rolle mit einer neuen Entscheidung.Frank Wiebe 23.04.2020 - 17:24 Uhr

Schon die älteste Notenbank der Welt wurde wegen einer Krise gegründet.

Foto: Sveriges Riksbank

Walter Bagehots Buch „Lombard Street“ von 1873, eine Analyse des britischen Geldmarkts, ist eine Art inoffizielle Bibel der Notenbanker. Bagehot beschreibt darin, dass bei einer „Panik“ die Notenbank, also in dem Fall die Bank of England (BoE), so freigiebig wie möglich Geld zur Verfügung stellen sollte. „Solche Ausleihungen sollten in der Weise gemacht werden, die mit der größten Wahrscheinlichkeit die Panik heilt“, schrieb er. Und setzte zum Thema „Sicherheit“ hinzu: „Dazu sollte alles dienen, was in normalen Zeiten als gute Bank-Sicherheit gilt.“

Genau das hat die Europäische Zentralbank (EZB) jetzt beschlossen: Wertpapiere, die in guten Zeiten als sicher gelten, werden auch während der Krise so gewertet. Deswegen werden sie bis September 2021 als Sicherheit akzeptiert, auch wenn sie bis dahin wegen der Coronakrise ein schwächeres Rating als „Schrottpapiere“ bekommen sollten. Die offene Frage ist, ob und wann die EZB diese Papiere auch aktiv kauft.

Notenbanken sind entstanden, um Krisen zu verhindern. Die Schwedische Reichsbank wurde 1656 gegründet, um nach einer Finanzkrise Ordnung zu schaffen. Die Bank of England hatte bei ihrer Entstehung 1694 die Aufgabe, das daniederliegende Finanzwesen wieder aufzubauen und überdies die pleitegegangene Regierung zu finanzieren. Zur Vorgeschichte der 1913 gegründeten Fed in den USA gehört der Zusammenbruch der Wall Street im Jahr 1907, der nur durch den Eingriff des Bankers John Pierpont Morgan gebremst werden konnte.

Und genau das tun Notenbanken noch heute: in Krisen eingreifen, Geld verleihen und, wenn nötig, Regierungen finanzieren. Letztlich definiert die Historie ihr Mandat authentischer als der gesetzliche Rahmen, dem sie jeweils unterliegen.

Die Gefahr ist, dass die Rolle als rettender Engel in jeder Krise noch ausgeweitet wird. Zum Teil, weil das Finanzsystem so kompliziert geworden ist, dass niemand sonst mehr es stabilisieren kann. Zum Teil aber auch, weil die Notenbanken einspringen, wo die Politik versagt. In Europa zeigt sich das wieder deutlich beim Streit über Aufbauhilfen in der Coronakrise.

Mehr: Die EZB akzeptiert jetzt auch Schrottpapiere

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