Kommentar: Die Politik hat eine Phase der Katastrophenbeschleunigung zugelassen

Die Kanzlerin und Berlins Regierender Bürgermeister bei der Corona-Pressekonferenz in Berlin.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder selbst hat es am Sonntag schonungslos vorgerechnet: Alle drei Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an Corona. Weniger schonungslos gehen Söder und seine Ministerpräsidenten-Kollegen allerdings mit der eigenen Mitverantwortung für diese Katastrophe um.
Denn dass mit dem harten Lockdown nun wieder die Notbremse für Deutschland gezogen werden muss, hängt auch mit den ungleichen Interessen der Länder zusammen, die über Wochen weitreichende Beschlüsse zur Pandemie-Bekämpfung vereitelten.
Auch der Kanzlerin gelang kein konsequenter Corona-Kampf. Zuweilen fühlten sich die Länderchefs von Angela Merkel überrumpelt bis bevormundet – und blockierten. Damit ging wertvolle Zeit für die Virus-Abwehr der zweiten Welle verloren. Der Lockdown light hat viel zu wenig gebracht.
Die Konsequenzen sind dramatisch: Sehr viele Tote, ein punktuell schon überlastetes Gesundheitssystem, immer neue Höchststände bei den Neuinfektionen und Patienten auf Intensivstationen. Der Schutz von Risikogruppen scheitert, wie die desaströsen Todeszahlen in Alten- und Pflegeheimen zeigen. Von dem Ziel, eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zu erreichen, die eine Kontaktnachverfolgung noch möglich macht, ist Deutschland weit entfernt.





