Kommentar Es muss schnell Schluss sein mit pauschalen Quarantänepflichten für Reisende

Die Urlaubsgegenden Südeuropas wie hier in Italien brauchen dringend Gäste, um wirtschaftlich wieder Tritt zu fassen.
Die Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns dürften aktuell weniger Angst vor Ansteckung durch dänische, polnische oder österreichische Touristen haben als durch solche aus dem thüringischen Greiz, dem bayrischen Tirschenreuth oder dem nordrhein-westfälischen Coesfeld. Das Ostseeküstenland ist weitgehend Corona-frei, auch die angrenzenden Staaten weisen niedrige Infiziertenzahlen auf – niedrigere jedenfalls als die inländischen Corona-Hotspots.
Was auch immer man sich für Reise-Beispiele in Europa ausdenkt: Mit Blick auf Ansteckungsgefahren sind es so gut wie nie nationale Staatsgrenzen, die Schutz vor einer Corona-Infektion bieten.
Nach dem Abflauen der ersten Pandemiewelle sind es überall regionale Hotspots, die es im Auge zu behalten und notfalls unter wieder schärfere Kontaktverbote zu stellen gilt. Es muss daher noch vor den Sommerferien Schluss sein mit pauschalen Quarantänepflichten, die wie eine Abschottung entlang nationaler Grenzen wirken.
Die EU-Kommission muss dafür einen europäischen Reiseplan entwickeln, der Regeln für die Zeit der Pandemie festschreibt. Ein solcher Plan muss klären, unter welchen Voraussetzungen Einrichtungen für Touristen öffnen können – und auch, unter welchen Bedingungen lokale Behörden gegen einen zu großen Andrang wie vorgehen können. Unter Corona-Gesichtspunkten jedenfalls ist eine Reise nicht schon deswegen gefährlicher, weil sie nach Süditalien führt statt nach Bayern.
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Hinzu kommt: Die Urlaubsgegenden Südeuropas brauchen dringend Gäste, um wirtschaftlich wieder Tritt zu fassen. Und in Deutschland wären die beliebten Urlaubsgegenden ohne Grenzöffnungen schnell überfüllt.
Unterbrochene Lieferketten zwischen Norditalien und Süddeutschland wachsen schneller zusammen, wenn Personen wieder frei über die Alpen reisen dürfen. Gerade zwischen Deutschland und Frankreich bringen die Kontrollen nur eines: die Rückkehr nationaler Ressentiments. Also: Öffnet die Grenzen!
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